Sensationell – Carlos jetzt auch im Kurzkrimigeschäft!
Früher gab es in vielen Zeitschriften den eine Seite langen „Kurzkrimi“. Früher war alles besser. Aber ich gebe nicht auf.
Kurzkrimi:
Der Beutelwolf
Jimmy Cardoso wachte schweißgebadet auf. Er schaute auf seinen Wecker: fünf Uhr. Heute war der Tag. Er stand auf, lud seinen Revolver, schob ihn in sein Schulterholster, legte das Schulterholster an und ging duschen, währenddessen machte er sich einen Kaffee.
Jimmy Cardoso lebte seit seiner Geburt in Australien, in diesem kleinen Nest in der Wüste: New Heilbronn.
Sein Vater Dinosauro Cardoso stammte aus Sizilien, seine Mutter war tot. Auch sein Vater war tot (der Vater von Jimmy). Seit sieben Tagen. Und heute war der Tag der Abrechnung.
Kurz bevor Jimmy das Haus verließ, schaute er kurz ins Zimmer seiner Zwillinge Toto und Tutto. Die beiden schliefen noch. Er schloss leise die Tür.
Seit seine Frau Domina bei der Geburt des zweiten Zwillings verstorben war, hatte er sich aufopferungsvoll um die beiden gekümmert.
Heute konnte er das nicht. Und auch auf der Krokodilfarm mussten sie heute auf ihn verzichten – sein erster Urlaubstag in sechs Jahren.
Langsam kroch die unmenschliche australische Sonne über den Horizont. Jimmy beachtete sie nicht. Er ging an den Ortsrand, da wo die Blechhütten der Abur Aba Apo Ureinwohner sich tagsüber in Glutöfen verwandelten. Detlev Urumbula erwartete ihn.
„Ich habe geträumt, dass du kommst“, sagte der schwarze Mann und blickte in die Ferne. „Habe deine Gedanken gelesen. Deinen Schmerz gefühlt.“
„Heute ist der Tag der Rache“, sagte Jimmy und blickte auch in die Ferne.
„Der Beutelwolf“, sagte Detlev bedächtig.
„Der Beutelwolf ist ausgestorben“, sagte Jimmy erstaunt.
„Man nennt ihn so“, sagte Detlev und aß eine Handvoll Termiten. „Er ist ein Mischling. Seine Mutter war eine von uns, sein Vater ein Polizist. Deshalb hat sich keiner für den Tod deines Vaters interessiert.“ Detlev sah Jimmy ernst an: „Du musst in die Erde hören, du musst die Linien hören und ihnen folgen.“
Jimmy nickte.
„Und außerdem“, fuhr Detlev fort und biss von einer lebenden Eidechse ab, „sieht man das Haus von hier aus. Da hinten rechts neben dem sterbenden Känguru. Ich werde es erlösen, wenn deine Rache vollbracht ist. Es ist dein Traumtotemtalismantabu.“
Jimmy nickte.
Er nahm seinen ganzen Mut zusammen. Da merkte er, dass der nicht reichte und trank 12 Pint Foster’s. Dann ging er an dem sterbenden Känguru vorbei.
Der Beutelwolf erwartete ihn schon, schmutzig und böse stand er vor der Tür und zielte mit einer großen Pistole auf Jimmy: „Ich erwartete dich schon. Ich habe deinen Vater getötet, ich werde auch dich töten.“
Jimmy zog seine Pistole, der Beutelwolf versuchte zu schießen, aber es kam nur „Klick!“.
Jimmy schoss und schoss, bis der Beutelwolf wie ein überfahrener Dingo aussah.
„Tja“, sagte Jimmy, „wie gut, wenn man eine Woche vorher die Munition stielt, während der Beutelwolf schlief!“
Der Beutelwolf schüttelte den Kopfrest und starb.
Langsam ging Jimmy zurück, nickte Detlev zu, der unter magischen Gesängen das Totemtabutalismankänguru tötete, und ging nach Hause.
Noch immer schliefen die Zwillinge. Es war ihm egal. Er hatte die Sache in Ordnung gebracht.
ENDE
Carlo Schäfer
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