Zug hält nicht überall
Folgen Sie auch heute wieder Carlo Schäfer in seine Krimischmiede, in der er auf dem Wahnsinn der Welt herumhämmert, auf dass die Funken sprühen. Das passiert mit schöner Regelmäßigkeit alle 14 Tage …
Eine kurze S-Bahnfahrt und man ist für den Tag – auch für diesen – erledigt. Bei mir braucht es aber heute auch nicht viel, zu hämmernd war die Migräne am Samstag, zu trübe der Himmel am Sonntag, zu dumm die Welt nun in der Woch’.
Und dann auch noch Öttinger weg! Mein Ötti! Teesiebgaukler und Antifaschist! Der Kennedy des Südwesten!
Einfach weg!
Stattdessen: Mappus. Ein ochsengesichtiger Pforzheimer, der Erste von dortige seit Uwe Hübner (ZDF-Hitparade) und Rene Weller (diverse JVAs), der sich anschickt, meine Heimatstadt berühmt zu machen.
Nun also! Die heutige Vernichtung: Es genügt die grinsende Eiterfresse eines Schnauzbärtigen, der auf dem Plakat der im Heidelberger Hauptbahnhof befindlichen Bank fragt: „Kann ich hier sekundenschnell Geld verschicken?“ Ein gelbes: „JA!“ steht darunter – offensichtlich die Antwort des Instituts, die beim Schnauzmann Jubel auslöst.
Warum, so frage ich mich, ist es so schön Geld zu verschicken, sekundenschnell? Was heißt „Geld verschicken“? Gemeint kann doch eigentlich nur sein: „Überweisen“.
Traut diese rätselhafte Bahnhofsbank ihrer Klientel nicht das allerkleinste Wissen um Bänkerisch-Fachterminologisches mehr zu?
Wohl nicht. Und im Grunde tut sie ja recht daran. Bankkunden sind Vollidioten, sonst wären sie seit letztem Jahr keine mehr, mich halten nur die Schulden bei der Stange.
Und wie ich so erbittert und zergrübelt zum Bus taumle, fällt mir eine Information aus dem VRN (Verkehrsverbund Rhein-Neckar) aus den mittleren 90ern wieder ein. Bei einer bestimmten Sorte Regionalzug stand da immer auf der Hinweistafel zu lesen: „Zug hält nicht überall“. Es entzieht sich meiner Kenntnis, ob dieser Hammersatz noch immer in Gebrauch ist – ich glaub’ mal schon.
„Zug hält nicht überall.“ Das ist ein Kunstwerk.
Ein Satz, der immer richtig ist und zugleich keinerlei Information birgt.
Denn kein Zug hält überall! Einer, der es versuchte, würde auf der Stelle kein Zug mehr sein, denn um überall zu halten, darf er überhaupt nicht fahren, sonst wäre das „überall“ im Arsch!
Achill und die Schildkröte ineinander quasi verbissen!
Und wenn er eben ein Zug ist, der nicht überall hält, unser Zug, so wissen wir also nur: Dass er mal fährt und mal hält! Ein Zug ist ein Zug!
Scheiß Bundesbahn! Bin grade so schön am Ausrufezeichen tippen! Und daher und wenn es schon um Züge geht und weil der Titel Krimischmiede gerechtfertigt sein will:
„Mord im Orient Express“ ist ein haarsträubender Nonsens, eine Plotkatastrophe! Ein Unfug sondergleichen!
So!!!
Und was mach ich jetzt?
Lesen:
RNZ-online: Polizeibericht I: „Alkoholgeruch wurde bei einem 21-jährigen VW-Fahrer in der Ringstraße festgestellt. Der Mann wurde am Samstagmorgen gegen 3.30 Uhr durch eine Polizeistreife kontrolliert. Nachdem der Alkoholtest einen Wert von fast 2 Promille ergab, musste der junge Mann mit auf die Dienststelle, wo ihm Blut und der Führerschein genommen wurde.“
Schon hart: So ganz ohne Blut nach Hause taumeln, denk ich mir und komme gar nicht so recht weiter damit, denn Folgendes verstört mich in Wikipedia: „Zwischendurch hatte Edit Wetzel zwei Jahre lang Tischtennis zugunsten des Tennissports aufgegeben, fand dann aber wieder zum Tischtennis zurück.“
Heijeijei, das ist ja grade nochmal gut gegangen, puh … Nicht alles verläuft so glimpflich! Noch mal Wikipedia: „Bis 2000 wurden die Amigos bei ihren Live-Auftritten von Witold Piwonski, der seit 15 Jahren Mitglied der Gruppe war, am Keyboard begleitet. Nach einem schweren Schlaganfall, infolgedessen er im Wachkoma lag und 2008 verstarb, war dies jedoch nicht mehr möglich.“
Das ist sehr traurig für die tollen Amigos, leuchtet aber ein. Der Tod spielt kein Keybord.
Hey!
„Der Tod spielt kein Keyboard!“ Das wäre doch ein Super-Krimititel für – sagen wir – den Kollegen Burger? Oder gleich eine Anthologie von Gmeiner draus gemacht mit Riesenzielgruppe: Toten Keybordern?
Ach, nein, kein Scherz über den ohne Namen und de mortuis nihil nisi bene!
Suchen wir lieber Trost beim sensationellen Erfinder und ungeschlagenen Champion des Familienstellens, Berti Hellinger: „Lichtblick heute: Vergessen vollendet.“ Ein großes Wort – fürwahr. Warum? Hab ich vergessen.
Dafür fällt mir wieder ein, dass Barbara Rütting, die enorme Barbara Bagavgita Rütting, zum zweiten Mal (!) die Grünen verlassen hat! Oweh! Was nun? Und warum das Ganze? http://www.barbara-ruetting.de/: „Die Zustimmung zum Afghanistankrieg sowie auch andere grüne Entscheidungen habe ich noch zähneknirschend ausgehalten, aber das Erschlagen des Fisches durch Renate Künast hat nun sozusagen das Fass zum Überlaufen gebracht.“
HAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHA!!!!!!!!!!!!!!!!!
(Und das Fass war also nur noch der letzte Tropfen auf den heißen Stein, der ein starkes Stück ist, das gleich dreizehn schlägt? So ähnlich?) HOHOHOHO! Oder auch gleich: „HARF! HARF!“ (Th. Wörtche). Da fällt mir vor lauter Freude der Aphorismus des damaligen Friedhofsgärtnerkollegen Peter S. (Pforzheim) aus dem Jahre 1984 (Orwelljahr!)ein:
„Ein guter Ficker wird immer dicker.“
Bravo! Ein Satz wie Donner und Brandung! Ach, das waren noch Zeiten, als ich Hilfsgärtner war! Seitdem weiß ich z. B., dass Friedhofsschaffer hinter Grabsteinen diskret die Hecke ausdünnen, so dass man dort gut und nicht minder diskret hinbrunzen kann. Zum Abschied haben sie mir tatsächlich einen Schädel geschenkt, den meine Mutter aber zum Restmüll tat, weil die Katze immer an ihn ran wollte. Ehrlich wahr!
Jetzt nur noch rasch darauf hingewiesen, dass es schon zum zweiten Mal um Krimi ging, allerdings auch um Pforzheim und ja, auch Mappus wird noch einmal wiederkehren – und schon bin ich wieder ernst:
T-Online: „Hinter Niedergeschlagenheit kann eine Depression stecken!“
Teufel auch! Dachte ich’s halb! Und ahne: So man niedergeschlagen ist, kann man sich quasi deprimiert, ausgeknockt, schwer down usw. fühlen. Recht eigentlich könnte also auch eine solche hammerharte Niedergeschlagenheit hinter der Depression … und wir haben schon die zweite Paradoxie, wird es bitte bemerkt? Eine scheinbar chaotische Kolumne ist durchkomponiert, dass es nur so kracht. (2xPforzheim+2xkriminell+2xparadox) = ?
MAPPUS, der da schreibt: „Es sind diese Menschen, die unser Land in Gang halten und nach vorne bringen: Busfahrer und Krankenschwestern, Polizisten und Lehrer, Handwerker und Kaufleute, Arbeiter, Angestellte, Unternehmer und viele andere.“
Es sind also alle Menschen, die unser Land in Gang halten (brumm, brumm) und nach vorne bringen (hui, hui). Das tut gut. Die Seele beruhigt sich, die Affekte kühlen ab, der Tag wird licht und leicht, und wir können zur schönsten Nebensache der Welt kommen. Fußball.
Welt online: „Erlöser des Tages: Erlöser des Tages: Daniel van Buyten“
Und erneut, genialisch intertextuell herbeigezwungen: Dualismus, Dialektik, Doppelerlöser, Doppelspitze, Doppelpack, Double, (dumm?)!
Finaliter: Focus online: „Babbel und Basler bangen um ihren Jobs“
Hieße schöner: Bange Ballbarden ballaballa?
PS:
RNZ-online, Polizeibericht II: „Festgenommen wurde am Sonntagabend in Kirchheim ein 51-jähriger Ire.“
Selber schuld.
Carlo Schäfer