Geschrieben am 24. April 2010 von für Crimemag, Kolumnen und Themen

Carlos Krimischmiede

Priester

Folgen Sie Carlo Schäfer in seine Krimischmiede, in der er auf dem Wahnsinn der Welt herumhämmert, auf dass die Funken sprühen. Das passiert mit schöner Regelmäßigkeit alle 14 Tage. Sein Thema heute ist so schlicht wie universal und aktuell: Priester

Pfarrer Jürgen Fliege ist:

ein Schaumschläger, Damenfriseur, Schlichtschwätzer, Gotteshilfsknecht, Hohlbrocken und Oberdumpfbatz.

Begründung 1:

In einer Sendung in den 90ern befasste er sich mit dem Thema „Tinnitus“, nicht nur, dass er die peinigende Wahrnehmungsstörung in einer beruflich/genetisch mischbedingten noch weitaus größeren Wahrnehmungsstörung gefangen, freilich von dieser auch lebenslang vor Selbsterkenntnis, also Selbstverdammung religiös stimmend geschützt … Also auf jeden Fall sagte der Kanzelkasper recht konsequent fälschlicherweise: Trinnitus.

Seine Idee zur Behebung desselben war dann: Ohren zuhalten.

Ein fassungslos anwesender HNO-Arzt meinte: „Dann ist es natürlich noch lauter.“

Begründung 2:

Im selben Jahrzehnt verschaffte der Jenseitige dann B. Hellinger, dem mittlerweile dann doch weithin als mindestens wahnsinnig enttarnten Hobbytherapeuten einen großen Auftritt, wischte öffentliche Bedenken gegen dessen mangelnde Qualifikation mit der Volte: „Jesus hatte auch kein Diplom“ vom Tisch. Wir ergänzen: Hitler auch nicht.

Begründung 3:

Unlängst war der ansonsten weitgehend in nächtliche Kleinstformate dahingegangene Fliege zu Gast bei der ARD-Scientology Diskussion, man las darüber. Vollkommen kenntnisfrei, aber beneidenswert vom eigenen Niedergang unbeeindruckt, posaunte er da los, dass es ja ohnehin kaum Scientologen gebe und wenn, dann seien das Männer über vierzig und keine Aufregung und …

Lassen wir’s, war auf jeden Fall einmal mehr alles falsch.

Und ich merke gerade, dass ich es nicht ertrage, jetzt weiter über Jürgen Fliege zu schreiben. Lesen wir es als Beginn einer Miniserie, die ich dereinst, nach Begründung Nr. 100 beenden werde. Und immer wird sie beginnen mit:

Pfarrer Jürgen Fliege ist:

ein Schaumschläger, Damenfriseur, Schlichtschwätzer, Gotteshilfsknecht, Hohlbrocken und Oberdumpfbatz.

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Reden wir doch lieber über Nordkorea (Unterstreichungen von mir):

Ich sehe einen Filmstreifen mit Kim Jong Il. Er ist um eine Spur kleiner als sein Vater und scheint ein musischer Mensch zu sein. Er ist, so scheint es, weicher als der Vater. Er hat ja auch kein Partisanendasein hinter sich. Als er 7 Jahre alt war, starb seine Mutter, später heiratete Kim Il Sung wieder. Der Sohn, als der Älteste, lag dem Vater natürlich sehr am Herzen, und er zog ihn bald nach der Beendigung des Universitätsstudiums zu politischen Aufgaben heran. Mir scheint sicher und auch legitim, dass er ihn als Nachfolger in Betracht zieht.

Was regt den Westen daran so auf? Dass ein Vater seinen Sohn zum Nachfolger will? Dass diese Absicht undemokratisch ist, da von oben herab bestimmt? Weil es das Bild der Diktatur bestätigt? Weil dieser Diktator selbst noch über seinen Tod hinaus regieren will?

Wenn nun aber dieser Kim Jong Il nicht in erster Linie Sohn des Vaters ist, sondern tatsächlich der fähigste junge Mann im Staat? […] zumal ich weiß, dass ein Volk, das zwar den Konfuzianismus, als zur Feudalperiode gehörig, ablehnt, aber dennoch zumindest unbewusst von ihm bestimmt wird, es natürlich und gut findet, wenn, wie von alters her, der älteste Sohn die Nachfolge des Vaters in der Familie antritt. Warum nicht auch in der Volksfamilie?

Satire? Aber nicht doch: Ein Text von der Website: Nordkorea-Info, einer Seite deutscher Nordkoreafreunde, es gibt halt alles, es gibt vermutlich sogar ein paar Kardinäle, denen ein Knabenpo nicht die Soutane zeltet. Und natürlich ist dieser Ausschnitt von der unvergessenen Luise Rinser, die sich ja u. a. in Nordkorea gründlich verguckt und alsdann verschrieben hat.

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Was finden wir aber mit der Google-Suchanfrage: „Jürgen Fliege“ Rinser ?

Auf irgendwelchen verworrenen Suchwegen tatsächlich Jürgen Flieges eigene virtuelle Kirche, wo sich aber laut Suchfunktion der Begriff „Rinser“ dann doch nirgendwo befindet. Er kann halt gar nix, siehe hierzu auch seine dorten ins Netz geschissene „kleine Predigt“ (Unterstreichungen wieder von mir):

Hiob hatte seine Frau und seine Kinder verloren. Und wenn Sie Ihre Tochter oder Ihren Sohn zu Grabe tragen mussten, dann kennen Sie vielleicht ähnliche Gedanken und Gefühle, wie Hiob sie hatte. Dieselbe Wut, denselben Schrei, derselbe Schmerz. Und da ist vielleicht auch derselbe stumme Himmel. Alles, was der fromme Hiob daraus lernte, war, dass kein Mensch auf dieser Welt ein Recht darauf hat, Kinder zu bekommen, mit seiner Familie zu leben oder glücklich zu sein. Kinder und Glück kann man nicht verdienen. Aber genauso wenig, wie man sie verdienen kann, hat man den eigenen Tod verdient. Kinder bleiben ein Geschenk des Himmels. Ob man das nun gut findet oder nicht. Jeder Gedanke, der einem weismachen will, man habe seine Kinder verdient und sie gehörten einem deshalb selbst, der führt in die Irre und vielleicht sogar zum Irresein oder ins Irrenhaus. Passen Sie gut auf sich auf!

IWELL, IWELL!!
Nix mit Krimi zu tun? Von mir aus.

Aber kriminell ist’s schon.

Carlo Schäfer