Geschrieben am 15. Februar 2017 von für Crimemag, Krimigedicht

Das Krimigedicht

feuervogelGamajun, der Kündevogel

von Alexander Alexandrowitsch Blok

 

Auf endlos weiten Wasserflächen
Vom Abend purpurn eingehüllt,
Singt er und muss von Zeichen sprechen,
Senkt kraftlos die erschreckten Flügel …
Er kündet vom Tatarenjoch,
Vom Blut der Hinrichtungen dann,
Der Bösen Macht, der Guten Tod,
Von Beben, Hunger, Feuerbrand …
Von ewiglichem Schreck erfasst,
Sein Antlitz brennt vor Liebesglut,
Doch hehre Wahrheit kündend sprach
Sein Mund, bedeckt mit trocknem Blut!

(23. Februar 1899. Aus dem Russischen: Eric Boerner)

 

Alexander Blok wurde am 16.11 1880 (julianischer Kalender) in St. Petersburg. Er starb nur 41jährig am 7.8.1921 (gregorianischer Kalender) in Petrograd. Als Vertreter der zweiten Generation des russischen Symbolismus thematisierte er die Hoffnung der Intelligenzia auf einen Umbruch der desolaten Verhältnisse im zaristischen Russland. Tatsächlich gelang die Umwälzung erst im Februar (julianischer Kalender) 1917 unter den Zumutungen des 1. Weltkriegs, dem das russische Heer mit seinem Mangel an Ressourcen nicht gewachsen war.

Der „Feuervogel“, eine Figur aus der slawischen Mythologie, stellte schon vor der Jahrhundertwende ein Symbol für die notwendige Revolution dar. 1910 schuf Igor Strawinski seine einzigartige Ballettsuite L’Oiseau de feu (Der Feuervogel), die in Paris uraufgeführt wurde.

 

Tags : ,