
Uni-Clo mwdx
Von Johanna van Gendern
Wie schnell das doch geht: Neulich war ich in der Berliner Staatsbibliothek 2, wollte im 1. Stock meine Notdurft verrichten, da waren sie schon, die neuen Symbole: Zwitterwesen mit einem Bein in der Hose, das andere von einem Rock halb bedeckt. Wo früher eine Toilette für Männchen, eine für Weibchen war, sind jetzt zwei gleichberechtigte nebeneinander. Ich ging links rein. Es stinkt. Männlicher Urin riecht bekanntlich strenger. Außerdem sind da immer noch Pissoirs. Die Anpassung an politisch gerechte Gendervorgaben gibt es offenbar schon länger, ich bin meist im Parterreclo gewesen, wo ich mich – notdürftig – noch als Frau fühlen konnte – mit a room of my own.

Heiliger Bimbam, wie einfach war das noch, als Männer im Sitzen pinkeln mussten!
Zu meinem Glück war da gerade niemand, nicht vorzustellen, es stünde einer und würde, weil noch nicht an die neue Geschlechterordnung gewöhnt, einen Schreck kriegen, seinen Strahl zu hoch oder tief oder zur Seite richten. Der Gestank wäre wohl noch ärger. Hätten sie ein drittes Häuslein eingerichtet für politisch korrekt sich Entladende, die sich der altmodischen Einteilung in ♀ und ♂ nicht unterwerfen wollen, okay. Warum aber nicht: links für Stehende und rechts für Sitzende? Oder d links und q rechts? Und wenn schon zeitgeistig, wieso sind Frauen dann mit Rock gekennzeichnet? Das passt doch nicht in die identitätsdurchgewirbelte Zeit, in der Frauen (zumindest im Winter) meist Hosen und manche Männer Röcke tragen.

Ich gehe auch gelegentlich auf Herrentoiletten, wenn – wie üblich – bei den Damen lange Schlangen stehen, und sehe das nicht dogmatisch. Aber ist das nicht ein bisserl übertrieben? Wurde das aus Rücksicht auf sich gekränkt/diskriminiert/negiert fühlende Pissende eingeführt, weil es Mode, oder weil es Vorschrift ist? Werden nun Männer den einzigen nur für Frauen reservierten Raum okkupieren? Ist das Fortschritt oder vorauseilender Gehorsam für eine neue Weltordnung, in der es keine Unterschiede mehr gibt – außer dem zwischen arm und reich. Auf unseren Parkbänken und in Straßenbahnen dürfen alle sitzen, egal ob schwarz oder weiß, arisch oder semitisch, m-w-d-m-x oder i.
Im Unterschied zu dem von Riechstoffen begleiteten Toilettenproblem ist die Anerkennung diverser Identitäten in Stellenanzeigen zwar verwirrend, aber nicht weiter störend. Ein Blick in Wikipedia und ich verstehe, wie Gerechtigkeit entsteht:
(m/w/d) | = | männlich/weiblich/divers | |
(m/w/i) | = | männlich/weiblich/intersexuell | |
(m/w/a) | = | männlich/weiblich/anders | |
(m/w/x) | = | männlich/weiblich/egal welches Geschlecht bzw. nicht definiert | |
(m/w/gn) | = | männlich/weiblich/geschlechtsneutral | |
(m/w/*) | = | männlich/weiblich/Platzhalter für Geschlecht oder Fußnote | |
(w/m/d) | = | weiblich/männlich/divers | |
(w/m/i) | = | weiblich/männlich/intersexuell | |
(w/m/a) | = | weiblich/männlich/anders | |
(w/m/x) | = | weiblich/männlich/egal welches Geschlecht bzw. nicht definiert | |
(w/m/gn) | = | weiblich/männlich/geschlechtsneutral | |
(w/m/*) | = | weiblich/männlich/Platzhalter für Geschlecht oder Fußnote. | |