Geschrieben am 15. Dezember 2016 von für Crimemag, Film/Fernsehen

56 Zeilen: Friedhelm Werremeier: Tatort!

tatort6Tausend und zwei Taxis

von Friedhelm Werremeier

Ach, du liebe Güte! Christian Granderath, persönlich, Nachnachnachfolger meines großen, geliebten Gönners und Freundes Dieter Meichsner als NDR-Fernsehspielchef, hatte mich einen unverwüstlichen Drehbuchautor genannt! Vorsichtshalber zwar mein Alter, 86. Hinzugefügt, aber als jetzt auch noch Thomas Wörtche fragen ließ, ob ich für sein CulturMag zum Thema Wie wurde ich zum Schreiber des allerersten TATORTS ‚Taxi nach Leipzi‘ absondern, ich meine, verfassen könne, war ich drauf und dran, abzuheben.

Ja, aber klar doch!
Zehn Seiten oder hundert?
Also, zwanzig, dreißig Zeilen täten es auch. Und deswegen fange ich nicht bei Adam und Eva, sondern mit und an einem Sommertag 1969 beim Heurigen in der Cobenzlgasse im Wiener Katastralbezirk Grinzing an.

„Brrrost, Liaba!“ sagte mein polyglotter, späterer Regisseur Peter Schulze-Rohr, der seinem später hochgelobten Film Blaues Wild nach einer Story Ingeborg Bachmanns den letzten Schliff gab; deshalb, um ihn zu treffen, war  ich überhaupt in der Gegend. Heute, im übrigen, trinken wir beide keinen Wein und gar nichts Alkoholisches mehr, weil mein Guter und Bester, ich könnte immerzu weinen, gestorben ist und ich trocken bin. Aber damals.
Er wollte mir unter der Hand ein gigantisches Geheimnis verraten. „In der ARD gibt es bald eine Super-Krimi-Reihe. Jede große Stadt oder so kriegt ihren eigenen Kommissar, und den Titel gibt’s auch schon!“
„TATORT!“ sagte ich, und er fiel fast vom Holzhocker.
„Woher und wieso weißt du das schon?“

Ich habe ihm erst zehn Jahre später verpfiffen, daß mir, damals in Köln zu Hause, von einem WDR-Mann im Bierhaus der Gebrüder Päffgen die künftige Sensation gesteckt worden war, weil der Mann mich als ehrliche und verschwiegene Haut kannte; den Namen des Steckers verrate ich heute noch nicht. Und jetzt sind es bereits sechsunddreißig Zeilen geworden, aber ich nehme mir die Freiheit zu noch einigen mehr heraus, das Ganze allerdings in Stichworten.

taxiMein Rowohlt-Roman Taxi nach Leipzig sollte damals sowieso von Peter und mir für den NDR Dieter Meichsners verfilmt werden, aber jetzt hatte ihn die ARD, bislang klammheimlich, zur TATORT-Startfolge gekürt; DAS war die Geheimbombe. Taxi nach Leipzig kam mit Blechschaden an; so begann dann nach der Sendung im November 1978 die erste Kritik; sie kam von dpa, und der Rezensent hatte sicherlich ebenso wenig wie ich geahnt, daß es einst zum Kult-Film werden würde. Ist es aber: ist siebzehnmal wiederholt worden, wenn ich mich nicht zu meinen Ungunsten verrechnet habe, und ist auf seine alten Tag mächtig geehrt worden: Ich durfte nach Exakt 46 Jahren seinen, meinen, unseren nostalgischen Titel TAXI NACH LEIPZIG der 1000. (eintausendsten!) TATORT-Folge meines mit gerade mal 51 Lenzen jugendlichen Kollegen Alexander Adolph schenken und habe es nicht eine Minute bereut.

TAXI NACH LEIPZIG  WAR nämlich EINFACH SPITZE!

Damit also: Auftrag erfüllt.
Denn darüber sollte ich doch 56 Zeilen schreiben, oder?

Friedhelm Werremeier

Anm. der Redaktion: Wir gratulieren dem geschätzen Friedhelm Werremeier zu seinem Dienstjubiläum und verweisen gerne auch auf das Porträt von Frank Göhre „Trimmel in Folge“ über den ersten TATORT-Kommissar Paul Trimmel und seinen Schöpfer im CrimeMag November 2016.

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