Krimigedicht: Ludwig Rubiner: Die Schreckenskammer
Die Schreckenskammer
Der Bankherr führt ins Wachspanoptikum
Die junge Braut. Fred an der Guillotine,
In Henkersmantel und maskierter Miene,
Steht täuschend wächsern, steifgereckt und stumm.
Der Freund, als Führer, zeigt die „Folterbiene“.
Die „Daumenschrauben“, das „Bein-dreh-dich-um“,
Die Totenmaske von Napolium –
Und weist erklärend auf die Mordmaschine.
Der Snob, gereizt, versucht den kleinen Witz.
Fred drückt gelassen auf den Messerknopf.
Die Schneide saust herab gleich einem Blitz.
Sie hält drei Millimeter überm Kopf.
Die Freunde nehmen dem Millionenfex
Brillanten, Uhr, sowie die Reiseschecks.
(1913)