Das Köstlichste aber, wie sollen wir es singen?
Robert Schindel zweimal über die Liebe und andere wilde Gefühle.
Scharlachnatter
Grauenhafter Mensch vorauslaufend
In künftige Zeiten siehst du herab
Auf uns Wilde uns Blöde
Schauerlich diese Eiferei rettest uns
Vor uns die wir dich hinschreiten
Sehen zu den Diamantenbergen türkisenen
Tälern in denen Häuser sich türmen
Mit Prachtaussichten und Leute
Mit Eisenherzen hinter den Fenstern
Erwarten dich der du uns
In der Vorsteherdrüse verdammt hast wir
Mit der Scharlachnatter im Maul wollen
Dir den Kopf abhauen und die
Natter dir zwischen die Lippen stecken
Um hernach deine Botschaften
Nachzureden Jochana
BISHER UNVERÖFFENTLICHTES Gedicht von Robert Schindel, in: Iris Hermann (Hg.): Fährmann sein. Robert Schindels Poetik des Übersetzen. Reihe Poiesis. Standpunkte der Gegenwartsliteratur, hg. von Friedhelm Marx (Bd. 8). Göttingen: Wallstein Verlag 2012. 181 Seiten. Der Band erscheint im Juni 2012. Zur Verlagshomepage.
Nullsucht 19 (Liebesrondo)
1
Du und du
Nuscheln sich zu
Die gespitzten
Die sehnsuchtsgeschnitzten
Münder, ertrinken
Im Geküsse, als ob
Beim Sehnerv etwas
Sterben müsse
Du und du
Paarlaufgeschnetzeltes Geprächt
2
Du und du
Herabgeworfen vom Geflech
Aus Gruß und Nu
Zwischen schlecht und recht
Duettverhinkt, verstunken
Und leer getrunken
Robert Schindel: Wundwurzel. Gedichte. Frankfurt: Suhrkamp Verlag 2005. 100 Seiten. 14,80 Euro (der Titel des Artikels stammt ebenfalls aus „Wundwurzel“)
Robert Schindel, geboren 1944 in Bad Hall, lebt als Lyriker, Autor und Regisseur in Wien. Zur Homepage des Dichters.