Ende
Und nun endlich Rast, nach all den lastenden Jahren voll geduldigen Schaffens, die innere Ruhe wo die Kraft zu leben am äußersten Ende des rinnenden Fadens die Kunst ist, ganz allmählich am bitteren Grund der Nacht, mitleidlos, um dort das Glas bis auf den letzten Tropfen zu leeren, das dir am Ende das Leben noch hinhält.
Hinterlistiger Schluck, in ihm harrt gnadenlos seit jeher schon de Satz des Likörs ohne Namen, und dann reglos das Haupt, unverwandt und erhaben, es lauscht dem Konzert, das stolpernd, schrill, anschwillt zu ohrenbetäubend dröhnendem Tösen welch zynischer Schatten lacht dort, wie zum Spott.
Übersetzt aus dem Spanischen von Petra Stein
Carlos Bousonõ wird in diesem Jahr 90 Jahre alt. In Spanien gehört er zu den ganz großen zeitgenössischen Lyrikern, der sich auch als Professor für Literaturtheorie in vielen Studien mit der „Theorie des literarischen Ausdrucks“ beschäftigt hat. Seit 1945 veröffentlicht er bereits Bücher zur Literaturtheorie und auch eigene Lyrikbände, die aber jenseits des spanischen Sprachraums kaum zur Kenntnis genommen wurden. Die Perspektive seiner Lyrik „ob religiös, existenziell oder distanziert, ist immer eine übersinnliche und moralische, eine Reflexion über die letzten Dinge, die Welt und Geist verbindet. Aufstieg und Abstieg. Licht und Schatten“ (José Luis Reina).
Carl Wilhelm Macke
Gedicht veröffentlich in: Programmheft Lyrikertreffen, Münster, 1991. Foto: @Autor Fotografía – 2009