Alles in Butter
Ist Schönheit einmal hergestellt,
sind Dichter überall glücklich,
Obwohl sie weinen.
Ich war einmal
ein Dichter. Sie entdecken das Haupt,
das ein Dichter zu sein vorgibt
wie es immer noch das Gedicht vorträgt.
Gerade soweit
kann der Dichter gehen.
Everything in Butter
Once beauty is produced
poets everywhere are happy,
though they weep.
I was a poet
once. They find the head
pretending to be a poet
still reciting the poem.
That’s as far
as the poet can go.
Übersetzt von Christoph König
Kann es sein, dass ein Gedicht durch die Übersetzung in eine andere Sprache – in diesem Fall in das Deutsche – an Gewicht und Farbe gewinnt? Im Englischen hat das diesem Band den Titel gebende Gedicht den Titel „The long time“. Christoph König hat für dieses schlichte, scheinbar leicht ins Deutsche zu übersetzende „long time“ die Übersetzung gefunden „Die währende Zeit“. Dadurch bekommt der in dem Gedicht von dem Autor angeschlagene Ton von ‚Zeit‘ sofort ein länger anhaltendes Echo. Es handelt sich nicht nur um eine sich lang hinziehende chronologisch verlaufende Zeit, sondern um eine Zeit, die ohne Begrenzung andauert, die ‚währt‘, die ‚bleibt‘.
Mangels ausreichender Kompetenz kann ich nicht beurteilen, ob die Übersetzung der Gedichte von Donald Berger durch Christoph König philologischen Anforderungen entspricht. Als Rezipient (und Liebhaber) von Gedichten aus Sprachen die ich nicht oder nicht ausreichend verstehe, ist es für mich aber immer auch wichtig, ob der Übersetzer nicht nur die Sprache versteht, aus der er übersetzt, sondern auch den für den Autor typischen Ton seines Schreibens trifft. Von Philologen wurden etwa die Übersetzungen von Curt Meyer-Clason aus dem Portugiesischen und Spanischen immer sehr kritisiert. Aber Meyer-Clason konnte Tango und Samba tanzen und hat Nächte in den Bars von Lissabon verbracht und dort ein Gefühl für die richtige Sprachmelodie erlernt.
Die in ihrer Bedeutung gewiss nicht immer leicht zu dechiffrierenden Gedichte von Berger hat Christoph König sehr gut ins Deutsche übertragen. Der 1956 in New York geborene Lyriker Donald Berger hat auch einige Jahre seines Lebens in Deutschland, in Berlin und Tübingen gelebt. Heute unterrichtet er an der John Hopkins University in Baltimore. In seinem Nachwort zu dem Band versucht Christoph König das besondere Zeitverständnis von Donald Berger zu beschreiben: „Die mit der Dauer eines Tags umrissene Zeit wird zu einer subjektiven, verinnerlichten, nicht vergehen wollenden Zeit – einer währenden Zeit.“
Carl Wilhelm Macke
Das Gedicht ist erschienen in: Donald Berger: The Long Time/Die währende Zeit. Poems/Gedichte. English/Deutsch. Aus dem Englischen von Christoph König. Wallstein Verlag, Göttingen 2015. 172 Seiten, 19,90 Euro.
Nachsatz zur Reihe “Weltlyrik”: Die fast tägliche Konfrontation mit Nachrichten von verfolgten, inhaftierten oder hingerichteten Journalisten lässt gleichzeitig auch den Wunsch nach anderen Bildern und einer anderen Sprache wachsen. Immer wieder erfährt man auch von Journalisten, die nicht nur über das Dunkle und Böse in der Welt recherchieren, sondern auch Gedichte schreiben. Wie heißt es in einem Gedicht von Georgos Seferis „Nur ein Weniges noch/ und wir werden die Mandeln blühen sehen…“ (www.journalistenhelfen.org).