Geschrieben am 3. April 2013 von für Litmag, LitMag-Lyrik

LitMag-Weltlyrik: Johannes Kühn

kuehnDer Preis

Sie sind, die Spötter, über mir wie Vögel mich belästigend
im Flug, bei mir gewesen viele Jahre.
Nun bietet diese Ehrung ihren Schein,
und wie trüber Spuk
verschwänden sie. Vielleicht werd ich erlöst
auch vom Ruf aus Fernen:
Narr, noch immer schwebst du hin
mit Versen,
für uns belachenswerten.
Ich hoffe es.

Johannes Kühn ein „Weltlyriker“? Das ist doch nur ein freundlicher, 1934 geborener Herr, der sein Leben lang seinen kleinen saarländischen Geburtsort nur selten verlassen hat. Studium in der 30 km nördlich gelegenen Landeshauptstadt Saarbrücken und – immerhin – auch in Freiburg. Das war es dann schon an Welterfahrung… Und zu sagen, dass in seinen Gedichten etwas von der „großen Welt da draußen“ zu spüren sei, ist eine schwer zu belegende Interpretation. Und trotzdem lernt man, seine Gedichte lesend, auch ein ganz anderes Verständnis von „Welt“ kennen und schätzen. Es ist die Welt um uns herum, die „kleine Welt“ in der auch ein Mensch lebt und leben muss, der vielleicht schon auf allen fünf Kontinenten gewesen ist.

Johannes Kühn hatte bereits viele Gedichte in regionalen Kleinverlagen veröffentlicht, bis er auch von dem Münchner Hanser-Verlag entdeckt wurde. Heute haben seine Gedichte unter Lyrik-Kennern einen großen Ruf. In seinem bislang letzten Band umkreist er immer wieder das Thema „Alter und Abschied“, aber in einer immer sehr diskreten, vor allem poetischen Weise. Schon die Kapitelüberschriften wären es wert, einzeln aufgeführt zu werden: „Das Alter doch kennt keine Höflichkeiten“, „Mein Hass und meine Wut auf diese Welt, sie lösen sich“, „Talent, den Mond zu sehn, hab ich tausendweis“…

Und dann die Gedichte mit ihrem so gelassenen, oft melancholischen, aber nie dunklen Stimmungen eines ganz langsam, kaum wahrnehmbaren Hinausgehen eines Poeten aus der Welt. „Narr, noch immer schwebst du hin/ mit Versen,/ für uns belachenswerten./ Ich hoffe es“. Bei allen Verzweiflungen, vielleicht auch bei aller Wut auf diese Welt, bleibt doch immer auch etwas Trostvolles, etwas Lebenswertes. Altersmelancholie? Vielleicht…

Liest man die Gedichte von Johannes Kühn, dann versteht man auch am Ende die Tiefe des Titels „Ganz ungetröstet bin ich nicht“. „Es ist auffallend“, schreiben die Herausgeber des Letzten Gedichtbandes von Kühn, „daß gerade in den romanischen Ländern diese ungezwungene, mitteilsame, bilderreiche Sprache seiner Gedichte besonders geschätzt wird.“

In Mexiko ist ein zweisprachiger Band von ihm erschienen. In Frankreich sind Gedichte in einer sehr renommierten Buchreihe publiziert worden. Und auch in japanischer Sprache liegen Gedichte von dem Schriftsteller vor, der sich, wie er selber einmal von sich gesagt hat, von einem kleinen Dorf 30km nördlich von Saarbrücken aus, „der Welt mit staunenden Sätzen nähert.“

Carl Wilhelm Macke

Quelle Foto.

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