Arte Poética
Entre tantos oficios ejerzo éste que no es mío, como un amo implacable me obliga a trabajar de día, de noche, con dolor, con amor, bajo la lluvia, en la catástrofe, cuando se abren los brazos de la ternura o del alma, cuando la enfermedad hunde las manos.
A este oficio me obligan los dolores ajenos, las lágrimas, los pañuelos saludadores, las promesas en medio del otoño o del fuego, los besos del encuentro, los besos del adiós, todo me obliga a trabajar con las palabras, con la sangre.
Nunca fui el dueño de mis cenizas, mis versos, rostros oscuros los escriben como tirar contra la muerte.
Ars Poetica
Neben vielerlei Pflichten erfülle ich diese, die nicht meine ist, wie ein mitleidloser Gebieter zwingt sie mich zur Arbeit, bei Tag, bei Nacht, bei Leid oder Liebe, bei Regen oder Katastrophen, wenn Arme der Zärtlichkeit sich öffnen oder des Herzens, wenn Krankheit die Hände senkt.
Diese Pflicht gebieten mir fremde Qualen, die Tränen, die winkenden Taschentücher, die Schwüre mitten im Herbst oder im Feuer, die Küsse zur Begrüßung, zum Abschied, all das zwingt mich, mit Worten zu handeln, mit Blut.
Nie war ich Herr meiner Asche, meiner Verse, dunkle Gesichter schreiben sie, als schössen sie gegen den Tod.
Übersetzt von Petra Strien
Es ist schon erstaunlich, wie wenig der 1930 in Buenos Aires als Sohn russisch-jüdischer Einwanderer geborene Juan Gelman im deutschsprachigen Raum bekannt ist. Vielleicht muss man aber eine kleine Einschränkung machen: dank Erich Hackl und Karl-Markus Gauß ist Gelman wenigstens in der literarischen Öffentlichkeit Österreichs etwas präsent.
Der Schriftsteller und Hispanist Erich Hackl hat bereits mehrfach auf Gelman und dessen Biographie im Schatten der argentinischen Militärdiktatur in den siebziger Jahren aufmerksam gemacht. Gelmans Sohn und seine damals schwangere Schwiegertochter wurden 1976 entführt. Sein Sohn wurde ermordet. Die Tochter gehört zu den in der Diktatorenzeit spurlos verschwundenen ‚desaparecidos‘.
Nach jahrzehntelangen Recherchen konnte Gelman seine Enkeltochter schließlich finden, die in Uruguay zur Welt gekommen ist. Karl-Markus Gauß hat über Gelman u.a. geschrieben: „1976 war Gelman nach Mexiko geflohen und in der äußersten Einsamkeit des Exils hat dieser jüdische Intellektuelle, der politisch immer eine Galionsfigur der Linken war, literarisch etwas höchst Merkwürdiges unternommen. Während ihn die Diktatur nötigte, ihr in Pamphleten, Aufrufen, Analysen publizistisch entgegenzutreten, eignete er sich dichterisch das alte Spanisch des 16. Jahrhunderts an.“
Das lyrische Gesamtwerk von Juan Gelman umfasst inzwischen über 30 Bände und ihm wurden fast alle der großen lateinamerikanischen Literaturpreise zuerkannt. Heute lebt er in Mexiko. So einer wie Gelman müsste eigentlich endlich einmal mit dem Nobelpreis geehrt und gewürdigt werden….
Carl Wilhelm Macke
Gedicht entnommen aus: Michi Strausfeld (Hg.): Dunkle Tiger. Lateinamerikanische Lyrik. S.Fischer Verlag. Frankfurt am Main, 2012. 24,99 Euro. Foto Gelman: Wikimedia Creative Commons 2.0. Autor: Presidencia de la Nation Argentina, Quelle.