Geschrieben am 27. Juni 2012 von für Litmag, LitMag-Lyrik

LitMag-Weltlyrik: Mohammed Bennis

Verleugnung

von Mohammed Bennis

War ich auf dem Weg zu dir
oder durchstreifte ich die Dunkelheit
bis ich gar mein Aug
verleugnete

ein Stück Nichts begleitete mich
die Zeit lag näher als
das Fieber

im Fluss traf ich auf die Leere
Mohammed Bennis wurde 1948 in Fes geboren und lebt heute als Dichter, Literaturwissenschaftler und Übersetzer in Rabat. Er gehört zu den Lyrikern arabischer Sprache, die sich mühsam aber stetig auch im deutschen Sprachraum Gehör verschaffen. Wenn ein allgemeiner Dialog zwischen Orient und Okzident, zwischen der europäischen und der arabischen Kultur heute immer noch so schwer fällt –  vor allem wegen der gegenseitigen Unkenntnis der jeweiligen Traditionen – dann könnte vielleicht die Poesie (neben der Musik) eine Tür öffnen.

„Beim Lesen der Gedichte von Mohammed Benns ist stets eine Spannung zu spüren zwischen dem Streben nach einem verwaisten Schreiben ohne von Vorgängern abgesteckte Grenzen und der Auseinandersetzung mit den Stimmen der Alten und der reichen Geschichte der arabischen Sprache und Dichtung.“ So beschreibt sein Übersetzer Stephan Milich die Gedichte von Mohammed Bennis in seinem Nachwort zu dem im Frühjahr 2012 im Lyrik Kabinett bei Hanser erschienen Band „Die Gabe der Leere“. Die Übersetzung neuerer arabischer Poesie ins Deutsche steht erst am Anfang und deshalb kann man sich ja auch so freuen auf noch viele „neue Stimmen“ aus den Ländern, die gerade dabei sind, sich unter großen Mühen und mit vielen Rückschlägen aus diktatorischer Erstarrung zu befreien.

Carl Wilhelm Macke

Mohammed Bennis: Die Gabe der Leere. Aus dem Arabischen von Stephan Milich. Carl Hanser Verlag 2012. Edition Lyrik Kabinett. 88 Seiten. 14,90 Euro. Foto: Homepage Bennis.

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