Schreibverbot
„Ich habe Schreibverbot,
das Publizieren bleibt mir erlaubt,
eine besonders raffinierte Schikane.
Ich versuche immer wieder
gegen das Schreibverbot anzuschreiben.
Vergebens.
Der,
der es mir auferlegt hat,
ist stärker als ich“
In diesem Jahr jährt sich am 24.Mai zum 5.Mal der Todestag von Wolfgang Bächler (geb. 1925 – einen CM-Nachruf finden Sie hier). Müßig darüber zu streiten, ob seine Gedichte den Rang von „Weltlyrik“ besitzen. Auf jeden Fall muss sein Name genannt werden, wenn an die großen, vergessenen literarischen Stimmen der deutschen Nachkriegszeit erinnert wird. Bächler hat uns Gedichte geschrieben und geschenkt, die zu den schönsten in deutscher Sprache geschriebenen Liebesgedichten nach 1945 gehören.
„Bahnhof. Regen
Der Zug hat Verspätung.
Ich warte auf dich.
Aber so lange kann kein Zug sich verspäten,
wie ich gewartet habe
auf dich
bevor ich dich kannte.”
Und Bächler litt unter immer wiederkehrenden Depressionen, die ihn daran hinderten, weitere Gedichte zu schreiben. Da sah man ihn dann alleine und in sich verschlossen über die Straßen der Münchner Innenstadt mehr schlürfen als gehen. In seinem Gedicht „Schreibverbot“ fängt er genau jene Stimmung ein, die Schriftsteller in der ganzen Welt (also doch „Weltlyrik“…) daran hindert, zu Papier zu bringen, was sie in Worte übersetzen wollen, aber nicht können…
Carl Wilhelm Macke