Geschrieben am 1. August 2017 von für Litmag, News, SEXMAG, Specials

Theresa S. Grunwald: FLIPPER, DON´T LICK MY KLIT!

DildoFLIPPER, DON´T LICK MY KLIT!

Liebe Sextoy-Entwickler, Hersteller und Verkäufer,

seit Langem brennt mir eine Frage auf den Lippen: Lautet eure geheime Devise „Fuck for Fun“? Wenn ich mir die Namen der auf dem Markt befindlichen Dildos und Plugs ansehe, liegt die Vermutung nahe, dass es sich beim Vögeln nicht um eine äußerst lustvolle Aktivität mündiger Menschen handelt, sondern um einen lustigen Zeitvertreib für Delphin- und Gurkenliebhaber. Wenn Namen auf Wesensmerkmale und Charaktereigenschaften hinweisen sollen, dann ist es mit Waldmichelsholdi und Paddy Pinguin sicher schlecht bestellt. Deshalb mein Appell: Paddy und Holdi, ab ins Kinderzimmer! Mummy braucht Sex, Rhythm & Love!

Flipper, don’t lick my klit!

Man sollte es nicht glauben, aber es gibt Phasen im Leben einer Frau, die gänzlich männerfrei verlaufen. Die Gründe dafür sind mannigfaltig. Liebe ist einer davon. Ihr Verlust zehrt an der Libido, versetzt unserem Hypothalamus einen K.O.-Schlag. Kaum ertönt Tom Waits „Little trip to heaven“, wird uns bewusst, dass der Nordstern von Schwarzen Löchern absorbiert wurde und Lost & Blue in unser Herz graviert ist. Hormone weggepustet von den letzten Partikeln des Sternenstaubs! Arbeit ist ein weiterer Grund. Wer wie ich den ganzen Tag über Sex nachdenkt, recherchiert, schreibt, braucht schon mal eine Erholungsphase. Pornos anschauen, sich durchendlose Tags und Begriffslianen zu klicken mit nur mittelmäßiger Ausbeute, erschöpft. Heilung bringt manchmal nur die Lindenstraße. Last but not least, Männer. Chouchou, ist das Essen schon fertig? Wenn du ohnehin einkaufen gehst, bringst du mir ein paar Becks mit? Da keimt schon mal der unwiderstehliche Wunsch auf, Fleisch und Blut ad acta zu legen und kompetenten Service-Ersatz zu ordern. Zweifel an der heroischen Entscheidung kommen jedoch auf, wenn Dolly Dolphin anrückt. Wer um Himmel Willen hat Bock darauf, sich von Flipper oder seiner weiblichen Variante die Klitoris lecken zu lassen? An dieser Stelle gleich an dickes Sorry an E, die mir während einer Trockenperiode dieses entzückende Geschenklein machte, das nun leider in meinem Schrank verschrumpelt.

The harder they come…

Mal ehrlich! Was turnt euch so richtig an, liebe Entwickler und Hersteller von Dolly und Co.? Das super stylishe Design eines Toys, sein zuckersüßer Mausi-Schatz-Zuckerschnecken-Name oder das Je ne sais quoi, das gewisse Etwas, dessen Geheimnis wir erst lüften, wenn es in euch drinsteckt? Pardon, vielleicht seid ihr alle Hetero-Männer, die davon ausgehen, dass Frauen nur auf Dildos stehen, die süß wie Grenadinesaft und niedlich wie Kuscheltierchen sind? Vielleicht mag das ja für Mädels zutreffen, die ihren Spaß beim Unboxing von H&M-Klamotten auf Youtube haben, nicht aber auf Frauen, die wissen, was und wie sie es brauchen.

I am the chairman of the bored!

Woher soll der Kick jedoch kommen, wenn die Prüderie gerade mal wieder Hochzeit feiert? Vor langer Zeit tanzte sie unter dem Namen Sitte, heute heißt sie Fun. Über Blowjobs und Gangbangs wird parliert, als sei es eine Konversation über die Zubereitung eines Desserts. Letztlich sind Blowjob-Guides jedoch auch nichts Anderes als Rezeptbüchlein für beflissene Hausfrauen. Ein Gähnen kann ich kaum unterdrücken, wenn Dildos mit Saugknopf an die Wand geworfen werden und das ganze noch als ein sexueller Befreiungsakt interpretiert wird. Höchste Zeit also, den Sound von Plopp auf Roaaarrr umzustellen!

Orgasmatronische Pleasuredomes

Der richtige Sound ist schon die halbe Miete. In begehrliche, sinnliche, sexuell aufgeladene Stimmungen taucht man am einfachsten mit der richtigen Musik ein. Damit meine ich natürlich nicht Schmusemusik-Kompilationen fürs Candle Night-Dinner, nach dem die Lichter sowieso ausgehen. Zappenduster! Nein, damit meine ich Zappas „Torture“, seine „Catholic Girls“ Rammsteins „Ich tu dir weh“, aber auch Elvis, Tom Waits, Iggys „Gimme danger“, „Whole lotta Love“, wenn man zwischen die Gitarrensaiten gespannt vibriert vor Verlangen. Und ein bisschen auch die süßen Buzzcocks, allein schon wegen des Namens… Ach ja, und natürlich apropos Namen: Steely Dan! Immerhin waren die beiden Jungs die ersten, die stahlharte Toys aus den Betten auf die Bühne gezogen haben. Zappa tat ihnen gleich, indem er Bobby Brown für einen Golden Shower auf dem Tower of Power reiten ließ. Und dann? Dolly Dolphin und Flexi Felix!

Wenigstens hat Lemmy, bevor er seinen Abflug gemacht hat, noch ein inspirierendes Erbe für alle Sextoy-Brander hinterlassen: Die Motörhead Official Pleasure Collection! Ace of Spades und Overkill versprechen mehr als Lessi und Semilino!

Kiss Kiss Bang Bang!

Theresa S. Grunwald


Theresa S. Grunwald
verfasst Kurzgeschichten und Essays zum Thema Sex und L.O.V.E. Sie lebt und arbeitet in Berlin.

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