Am 28.12.2010 gaben die 17 Hippies ein schweißtreibendes Konzert im klirrend kalten Berlin. Dem Kesselhaus in der Kulturbrauerei wurde eingeheizt, wie Jörg von Bilavsky zu berichten weiß.
Völlig vermummt schob sie sich nach vorne, den wärmenden Unterschlupf vor Augen – die Schlange der wartenden Fans. Nur wenige Minuten und Meter trennte sie von einem mitreißenden Auftritt der 17 Hippies. Drei Monate hatten sich die experimentierfreudigen Wahlberliner im Studio vergraben, um an ihrem neuesten Werk zu feilen. Nun fieberten sie dem Live-Gig im Kesselhaus der Berliner Kulturbrauerei entgegen und trieben innerhalb von mehr als zwei Stunden die Betriebstemperatur der Menge beständig in die Höhe. Abkühlen konnte man sich auf dem Heimweg bei -10 Grad und darunter. Doch daran wollte vorerst keiner denken.
Und so ließen sie es erst einmal langsam angehen und stimmten von der Empore aus Balladeskes an, bevor sich das gute Dutzend Musiker auf der kleinen, aber feinen Bühne mit schwungvolleren Nummern präsentierte. Dabei griffen sie tief in ihre reichhaltige Schatzkiste. Intonierten Klassiker wie „Saragina Rumba“ oder „Marlène“, stimmten aber auch das subtil pulsierende „El Dorado“ vom letzten Album an. Hier und da gaben sie schon einen Vorgeschmack auf die im April erscheinende CD, für die sie noch keinen passenden Titel gefunden hätten, wie die charmant-arrogante Frontfrau Kiki Sauer zwischendurch bekannt gab. Schwierig, schwierig sei die Titelfindung für eine neue Platte, hieß es. Umso leichter fiel ihnen aber die Suche nach tanzbaren Takten, Rhythmen und Melodien. Schließlich war an diesem klirrend kalten Abend zum heißen „Hippie-Haus-Tanz“ geladen, garniert mit einem kräftigen Schuss aus der Konfetti-Kanone, der den Saal sekundenlang silbern flimmern ließ.
Zwischen den eingefleischten Fans und den allesamt so vertrauten Bandmitglieder kam so etwas wie Familienfeier-Stimmung auf. Es mutete fast an, als ob sich die Feiertagsatmosphäre erst jetzt, kurz nach Weihnachten, so richtig entfaltete. Völlig unbeschwert entluden sich die Spielfreude auf der Bühne und das Tanzfieber im prall gefüllten Auditorium. So geizten die 17 Hippies nicht mit Zugaben, in denen sie ihr feines Gespür für spannungsreiche Improvisationen ausleben und damit die Nerven ihrer Zuhörer kitzeln konnten. Jeder kam dabei auf seine Kosten: Die Musiker, von denen fast jeder mal mit einem Solo auftrumpfen durfte, und die Fans, die sich durch den packenden Sound und die absurden Ansagen von Gitarrist Dirk Trageser ganz unmittelbar angesprochen fühlten. Mehr konnte man sich an diesem Abend nicht wünschen, als diese wohltemperierte Bescherung im winterlichen Berlin.
Jörg von Bilavsky
http://17hippies.de/