Geschrieben am 5. November 2014 von für Musikmag

Blitzbeats

Neue Platten von und mit Peaking Lights, Umherschweifende Produzenten und She Keeps Bees, gehört von Tina Manske (TM) und Christina Mohr (MO).

peakinglights_cosmiclogicPeaking Lights: Cosmic Logic

(TM) Das Duo Peaking Lights aus Wisconsin präsentiert auf seinem mittlerweile sechsten Album mal wieder eine ganz neue Richtung seines Schaffens. Wie immer experimentieren Aaron Coynes und Indra Dunis gern mit Stilen. Für „Cosmic Logic“ haben sie Synthiepop und Dub wiederentdeckt. Die Single „Breakdown“ zeigt den Weg: Mit halligem Gesang und dunklen Dub schraubt sich der Song so fest in die Gehörgänge, dass man ihn lange nicht mehr herausbekommt. Und so eingängig sind auch die weiteren zehn Songs, dabei aber ebenso abwechslungsreich. Peaking Lights haben ein breites Musikverständnis, und so überrascht es nicht, sowohl eine Hommage an die Flying Lizards („Infinite Trips“) als auch an die Carpenters (das wunderbar spielerische „Telephone Call“) zu finden. Man kann sich förmlich ausmalen, welchen Spaß die beiden an solchen Soundexperimenten haben. Von Westcoast-Hip-Hop bis Dancehall und Afrobeat sind auf dem Album so viele Ahnen und Anspielungen zu entdecken, dass man mit „Cosmic Logic“ auch im Loop jede Menge Freude hat.

Peaking Lights: Cosmic Logic. Domino Records (Goodtogo).

umherschweifendeproduzentenUmherschweifende Produzenten: Elektronische Musik

(MO) Es ist ja nicht das erste Mal, dass Knarf Rellöm Befehle from outer space erhält: Schon auf dem Knarf Rellöm Trinity-Album „Move Your Ass & Your Mind Will Follow“ (2006) spielten die Botschaften von Sun Ra eine nicht unwichtige Rolle – jetzt ist Knarf zusammen mit Manuel Scuzzo als Umherschweifende Produzenten unterwegs (benannt nach einem Buch Antonio Negris) und zwar weil aus dem Fernsehgerät drei Wesen zu ihnen sprachen, die von Knarf und Manuel verlangten, elektronische Musik mit Texten zu „Situation und Technik“ zu machen. Also keine Gefühlsduseleien, nicht das fantastilliardste Liebeslied, und keinen Country-Rock. Die Umherschweifenden Produzenten machten sich sofort ans Werk und konnten das sympathische Woog Riots-Label From Lo-Fi to Disco! dazu gewinnen, das Ergebnis namens „Elektronische Musik“ zu veröffentlichen. Und was soll man sagen? Der extraterrestrische Auftrag wurde zur vollsten Zufriedenheit erfüllt: Versiert handeln Scuzzo und Rellöm sperrige Themen wie „Alternative Energie“ oder „Natur-Industrie“ ab, skizzieren minimalistisch und doch hinreichend die Arbeit von „Produzenten“ oder den Gebrauch vom mobilen Telefon. Rellöm macht Witze auf Kosten Marshall MacLuhans („Das Medium ist die Massage“) und führt mit dem in Quasi-Endlosschleife reproduzierten Satz „ich entwerfe einen Masterplan“ das allgegenwärtige Businessgetue ad absurdum. Musikalisch zitieren UP kurz gesagt die gesamte interessante elektronische Musik: Kraftwerk ist da nur ein Mosaikstein von vielen, zu dem sich an The Cure-Hooks orientierte Basslinien gesellen. Spätestens jetzt kapiert man auch, was die drei Gestalten aus dem TV-Gerät eigentlich im Sinn hatten: Alle sollen tanzen! Jetzt und immer!

Umherschweifende Produzenten: Elektronische Musik (From Lo-Fi to Disco!) Zur Webseite, zur Facebookseite.

shekeepsbees_eighthousesShe Keeps Bees: Eight Houses

(TM) Die Formation She Keeps Bees (nicht zu verwechseln mit Ladylamb The Beekeeper) besteht aus der Singer/Songwriterin Jessica Larrabee und dem Schlagzeuger und Produzenten Andy LaPlant. Die im Folk und Americana verwurzelten, herrlich verschleppten Songs sind minimalistisch, aber das Duo schafft es, durch wahrhaftes meisterhaftes Arrangement und sparsam eingesetzte Überraschungen (ein Rhythmuswechsel auf der Gitarre, ein plötzlich auftauchendes Blasinstrument) die Spannung konstant zu halten. „Eight Houses“ ist dunkel, beschwört die düsteren Gefühle und wirkt natürlich gerade deswegen befreiend kathartisch. Ein wahres Meisterstück bildet den Schlusspunkt des Albums: „Is What It Is“ fasziniert durch seine fein abgestimmte Balance zwischen gespenstischen Drums und der warmen Stimme von Jessica Larrabee – eine Stimme, die man nicht mehr vergisst, wenn man sie mal gehört hat. Ein Vergleich drängt sich geradezu auf: Wer Cat Power mag, der wird auch She Keeps Bees lieben.

She Keeps Bees: Eight Houses. BB*Island (Cargo).

 

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