Geschrieben am 1. Juni 2016 von für Musikmag

Blitzbeats: Suuns / Glowicka

suuns_holdstillSuuns: Hold / Still

Aus Kanada kommt diese Band, die mit ihrem neuen, mittlerweile dritten Album eine wunderbare Ahnung davon liefern, was man aus der Mischung analog/elektronisch machen kann. Einsortiert wahrscheinlich unter Rock sind Suuns dagegen auch alles andere: abgefahren, tiefgründig, poppig, düster, komisch und zugänglich, und alles gleichzeitig. Als Einstieg empfehle ich „Resistance“, das so wunderbar minimalistisch beginnt und sich aus dieser Schockstarre auch gar nicht befreien will. Das klingt alles fein krautrockig und psychedelisch. Bei „Paralyzer“ könnten Portishead mitgemischt haben, so knarzig dunkel ist das. Überhaupt erscheinen dunkle europäische Länder bei diesem Sound eher vor dem inneren Auge als die klare Weite Kanadas. Und „Translate“ mit seiner prominenten Gitarre würde auch nahtlos auf das neue Radiohead-Album passen. Fehlt noch zu sagen, dass „Hold/Still“ bis aufs I-Tüpfelchen austariert produziert wurde. Bis Clinic mal wieder ein Album machen, kann man sich mit diesem hier herrlich trösten.

Suuns: Hold / Still. Secretly Canadian.

glowickaGlowicka: Seven Sonnets

2016 ist DAS Shakespeare-Jahr, weltweit feiert man, dass der elisabethanische Dichterfürst vor 400 Jahren starb – nein, Quatsch, anders, dass er immer noch so aktuell ist. Erst in dieser Woche erschien im Tagesspiegel eine glühende Bekenntnis dazu, warum man ihn heute noch lesen, aufführen und anschauen soll (und warum er kein Antisemit ist, nu). Und auch in der Musik ist der größte Dichter aller Zeiten (kein Witz) im Moment schwer angesagt. Was man meistens sehr begrüßen darf, zum Beispiel in Form der neuen CD der Komponistin Katarine Glowicka. Sie hat sich sieben seiner Sonette vorgenommen und zusammen mit dem Rubens Streichquartet und dem Countertenor Arnon Zlotnik vertont. Glowickas Handschrift, ihr unangepasster Umgang mit elektronischen Möglichkeiten und eigenwillige, nicht Gefälligkeit suchende Harmonien, sind in dem 50-minütigen, sehr empfehlenswerten Zyklus deutlich erkennbar.

Glowicka: Seven Sonnets. Arteksounds.

Tina Manske

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