Empathie in Liebesdingen
„Artificial Fire“ ist weniger Im- und mehr Expressionismus, und auch das steht Mandell extrem gut. Von Tina Manske
Als Eleni Mandell im Jahr 2007 in einem kleinen Berliner Club auftrat, hatte sie nichts mit sich auf der Bühne als ihre Gitarre und einen Drink. Die Dinge haben sich geändert, auf „Artificial Fire“ bekommt sie deutliche Verstärkung ihrer langjährigen Band, namentlich von Jeremy Drake (E-Gitarre), Ryan Feves (Bass) und Kevin Fitzgerald (Drums), und noch einer ganze Menge anderer Musiker an Instrumenten wie Cello, Violine und Horn. Tatsächlich ist der teilweise rauhe Country-Folk Mandells, die ihre Songs immer noch selbst schreibt, noch druckvoller geworden, sogar tanzbar. Ihre Stimme ebenso wie ihre Arrangements und ihre melancholischen Texte sind wie gewohnt eine schöne Mischung aus Chan Marshall und Suzanne Vega. Insbesondere Jeremy Drake mit seiner Gitarre aber spielt auf der neuen Platte eine eminent wichtige Rolle, wenn er Tonleitern durchspielt wie in „Tiny Waist“ oder beim überraschend stoischen „God Is Love“ Mantras intoniert. Sein Spiel ergänzt Mandells Gesang auf unterschiedlichste Weise, manchmal auch konterkarierend.
Aber auch leise Töne sind wieder dabei, etwa wenn Mandell bei „In The Doorway“ von einer spontanen Liebesbegegnung erzählt – mit dem Türrahmen als Grenze zwischen Moral und der Lust, die am Ende überwiegt. Bezaubernd, wie sie die Hand, die unter ihr Kleid wandert, bis zum letzten Atemzug hinauszögert. Eleni Mandell versteht es, die Gefühlslage einer so genannten ‚modernen‘ Frau, die sich nimmt, was ihr zusteht – besonders in Liebesdingen – mit einer feinen Beobachtungsgabe und enormer Empathie genau wiederzugeben.
„Artificial Fire“ ist weniger Im- und mehr Expressionismus, und auch das steht Mandell extrem gut. Nach ebenso gelobten Alben wie „The Miracle Of Five“ (2007) und „Afternoon“ (2005) ist auch dieses hier wieder ein Ausweis ihrer Wandlungsfähigkeit zwischen Jazz, Blues, Pop, Folk und Country.
Tina Manske
Eleni Mandell: Artificial Fire. Make My Day Records (Vertrieb: Al!ve).
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