Emile Haynie: We Fall
Die Entstehung von „We Fall“, dem ersten Album des Superproduzenten Emile Haynie als Songwriter, muss man sich ungefähr so vorstellen: Haynie sitzt in seinem Zimmer im Chateau Mormont Hotel in Los Angeles und leidet wie ein Hund wegen einer gerade beendeten Beziehung. Da in dem Hotel auch immer wieder anderen befreundete Musiker absteigen, lädt er diese auf sein Zimmer ein, zum Abhängen, zum Jammen, zum Songschreiben. Der grammygekrönte Produzent, der schon für Eminem, Bruno Mars oder Kanye West tätig war, legt nun also sein Debütalbum vor, das als Konzeptalbum von einer gescheiterten Liebe erzählt, vom Kennenlernen bis zum bitteren Ende. Das Songschreiben musste Haynie quasi erst lernen, aber mit all der tatkräftigen Hilfe klappt es schon ganz gut. Mehr als einmal ist er verdammt nah dran am perfekten Popsong. Die Platte ist zudem in so intimer Atmosphäre aufgenommen worden, dass man sogar das Knarren des Pianostuhls (falls es sowas im Zimmer überhaupt gab) hört.
An „We Fall“ kann man sehr schön sehen, dass das akribische Studium von Merkmalen des Pop und deren konsequente Einhaltung und Umsetzung nicht notwendigerweise zu einer verkopften Platte führen muss. Emile Haynie zeigt vielmehr, mit welch einfachen Mitteln man Lieder mit der perfekten Akkordfolge produzieren kann – wenn man ein großer Produzent ist und viele berühmte Freunde hat. Besonders auffallend ist in dieser Hinsicht „Fool Me Too“ unter Mitarbeit von Nate Russ – ein instant hit, sozusagen. Unter den weiteren Mitwirkenden sind Lana del Rey, Brian Wilson, Lykke Li, Father John Misty und viele andere. Emile Haynie zeigt sein Händchen, jedem den richtigen Song auf den Leib zu schreiben: Lana del Rey darf bei „Wait For Life“ schmachten, Rufus Wainwright zeigt sein ruhiges Blut bei „Little Ballerina“. Kleiner Höhepunkt aber ist „Nobody Believes You“ mit einem Sound der an die beste Zeit der Zombies erinnert – weshalb konsequenterweise Colin Bluntstone auch die Leadvocals beisteuert.
Für Freunde glatter, perfekter Popmusik ist „We Fall“ ein absolutes Muss.
Tina Manske
Emile Haynie: We Fall. Interscope (Universal). Zur Homepage.