Geschrieben am 26. Februar 2009 von für Musikmag

Faust: Cest com…com…compliqué

Der Himmel über den Gitarren

Die Songs schwirren wie Kolibris stehend in der Luft. Hat man ein Ende ausgemacht, geht es auch schon in die nächste Runde. Alles währt, nichts bleibt. Von Tina Manske

Eine der ersten Bands des sogenannten Krautrocks, mittlerweile seit 40 Jahren auf den Beinen, ist zurück mit ihrem insgesamt neunten Studioalbum, und wie man es von den alten Haudegen gewohnt ist, hauen sie mächtig auf die Pauke. Von psychedelischer Esoterik über Mantras bis hin zu minimalistischem Rock – sie haben alles drauf, und wie um dem Albumtitel Hohn zu sprechen ist hier überhaupt nichts schwierig oder schwer zu verstehen. Sounds wabern minutenlang übers Feld, dazu werden dadaistische Textfetzen gesprochen und geschrieen, es verändert sich eine Ewigkeit lang nichts als vielleicht der Himmel über den Gitarren, die Songs schwirren wie Kolibris stehend in der Luft, hat man ein Ende ausgemacht, geht es auch schon in die nächste Runde, alles währt, nichts bleibt, und endlich einmal hat die Geduld die Oberhand über die ewige Unruhe. „C’est com…com…compliqué“ wurde eingespielt von den beiden Ur-Faust-Gründungsmitgliedern Jean-Hervé Peron und Werner Diermaier sowie Amaury Cambuzat (von der Band Ulan Bator). Jean-Hervé Peron liebt auch in seinen Soloperformances das Spiel mit der musique concrète, für Faust ist sowas eh ein Muss, und so ist auch hier ein schöner Querschnitt der Dinge zu bewundern, die man zum Instrument umformen kann (schwere Ketten, Wellblech etc.)

Selbst die Worte funktionieren hier mehr als Percussion denn als Sinngeber – tiefgründig tun, das haben Faust nicht nötig. Eine Katze auf dem Baum, darunter ein Tiger, „c’est pareil, c’est différent“ – jaja, das Leben mag manchmal kompliziert sein, Faust machen daraus einfach eine sehr gute Platte. Aufgenommen wurde das Album übrigens von Tobias Levin, der die markanten Töne und das Gekreische der Idiosynkrasie sehr schön aufs Band gebracht hat.

Mit dieser Veröffentlichung betritt auch Bureau B neues Terrain, denn zum ersten Mal hat man dort nicht „nur“ Re-Releases oder Compilations im Programm. Mal sehen, was wir von dieser Seite Hamburgs noch zu erwarten haben.

Tina Manske

Faust: C’est com…com…compliqué. Bureau B (Vertrieb: Indigo).

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