Geschrieben am 27. August 2009 von für Musikmag

Franz Nicolay: Major General

Franz Nicolay: Major GeneralMit Pauken und Gitarren

Franz Nicolay hat den Wumms eines echten Rockacts ohne peinliche Stadionmomente, weiß aber trotzdem auch mit Pathos umzugehen. Und seinen Jazz kennt er auch. Von Tina Manske

Franz Nicolay, Multiinstrumentalist (Piano, Akkordeon, Gitarre, Mandoline, Harmonika) von The Hold Steadys, der aber auch aus dem Anti-Social-Umfeld bekannt sein dürfte und dessen beeindruckende Liste von Bands, für die er mal gespielt hat, von den Dresden Dolls über obskure Westernbands wie Casa de Chihuahua bis zu Bruce Springsteen reicht, legt mit „Major General“ seine Debütalbum vor – und was für eines. Auf seiner Homepage avisiert er für Interessenten „Punk – Rock – Cabaret – New Music“. Tatsächlich lässt sich alles vorgenannte auf seinem Debüt finden. Der idiosynkratischste und gezwirbelste Bart des derzeitigen Pop-Business wirbelt sich so fulminant und abwechslungsreich durch 15 Songs, das einem vor Begeisterung die Spucke wegbleibt.

Opener „Jeff Penalty“ haut mächtig auf die Punk-Pauke und sorgt für einen der schnellsten Instant-Hits dieses Sommers, inklusive Woo-woo-woo-Chants. Einen Song wie „Dead Sailors“ mit seinem dunklen Vers und dem fast fröhlichen Refrain hätte man sonst allerhöchstens noch Nick Cave zugetraut, eine Gitarren-Ballade wie „Do We Not Live In Dreams?“ allerhöchstens einem Meister wie Jaques Brel. „This World Is An Open Door“ evoziert dagegen die frühen 90er-Jahre und ist ein typischer Springsteen-Rocker, der jede Halle innerhalb von Sekunden in eine konservative Brodelküche verwandelt, aber selbst da webt er in den Backing Vocals noch afrikanische Töne ein, nur zum Spaß. Und seinen Jazz kennt er auch (s. nicht nur das Zwischenspiel in „Do We Not Live In Dreams“). Franz Nicolay hat den Wumms eines echten Rockacts ohne peinliche Stadionmomente, weiß aber trotzdem auch mit Pathos umzugehen. Im Songwriting erinnert „Major General“ sehr an die großen Momente von den Mountain Goats, inklusive euphorischer Melancholie. Was soll man sagen: Franz Nicolay ist nicht nur ein begnadeter Instrumentalist, Sänger und Storyteller, sondern auch ein begnadeter Arrangeur und Songwriter.

Das Album enthält mit „The Black Rose Paladins“ und „There Will Be Violins“ zwei Bonustracks, die auf der US-Version der Platte (die es schon seit längerem zu kaufen gibt) nicht enthalten sind.

Tina Manske

Franz Nicolay: Major General. Décor Records (Vertrieb: Indigo).

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