Geschrieben am 2. Dezember 2016 von für Musikmag

Friends Of Gas: Fatal schwach

friendsofgas_fatalschwach„Ich hab nur einen Stein, eine Schere und Papier“

Friends Of Gas kennen sich schon lange, arbeiten aber gerne in unterschiedlichen Konstellationen zusammen. Rund um den Nerven-Sänger und -Bassisten Max Rieger und um die Münchner Szene des Kafe Kult haben sich Friends Of Gas zusammengefunden. Für die Aufnahmen zu „Fatal schwach“ haben sie sich allerdings nicht ins Studio, sondern ins Kafe Kult eingeschlossen und die Songs live eingespielt. Das tut dem Album extrem gut. Im Pressetext ist davon die Rede, dass sich die Band mit ihrer Musik den Raum erspiele und ihn ausdehne, bis er dem Zerplatzen nahe sei. So abstrakt das klingt, ausnahmsweise stimmt das mal.

Und all das findet statt vor einer Wand von Gitarrenklängen und vor allem durchzogen von einem Bass, den Martin Tagar mit einer stoischen Ruhe spielt, die trotzdem dringlich ist. „Ewiges Haus“ ist das beste Beispiel dafür: Man möchte ihn heiraten, diesen Bass. Dazu die Rhythmusmaschine von Erol Dizdar, der in der Tradition des Krautrocks eines Jaki Liebezeit ebenso stoisch seinen Stiefel spielt und noch jede Synkope aufs Genaueste abbildet. Im Video zu diesem Song sehen wir die Band durch heruntergekommene Zimmer streichen, mit der Taschenlampe die Wände absuchend, vorsichtig, aber bestimmt. Schon wieder ein gutes Bild für ihre Musik.

Die Stimme von Nina Walser müsste man sich backen, wenn es sie nicht schon gäbe. Wenn sie in „Kollektives Träumen“ skandiert: „Eine Welle der Infantilität drückt mich nieder/ wendet Gewalt an“, dann macht sie diese Gewalt spürbar. In diesem Song kommt auch der Hinweis auf die Fehlfarben: „Geschichte wird gemacht/ doch nicht von mir/ und nicht von dir“. Walser schreit diese Worte mit mutiger Verzweiflung. Der kollektive Traum ist ausgeträumt, aber die Hoffnung glüht noch weiter.

„Fatal schwach“ ist das Gegenteil seines Titels. Die Songs nehmen sich Zeit für elaborierte Eröffnungen und Schlusssequenzen. Hier gilt nicht der Rausch des Erster-sein-Wollens. In Zeiten wie diesen braucht man Alben wie dieses.

Tina Manske

Friends Of Gas: Fatal schwach. Staatsakt.