Geschrieben am 15. Mai 2013 von für Musikmag

Interview mit Colt Silvers

Colt Silvers_Red PandaGefahr, Geheimnisse und Gewehre

– Frankreichs Indietronics-Darlings Colt Silvers touren derzeit durch Europa und machten Halt in Berlin. Ronald Klein sprach mit ihnen über den Einfluss des Kinos, DIY und die reaktionäre Seite Frankreichs.

Ronald Klein: Euer Name bezieht sich auf die amerikanische Serie “Ein Colt für alle Fälle”.

Colt Silvers: Naja, es ist mehr ein allgemeiner Verweis auf die damalige Zeit und die damit verbundene Ikonographie: Gefahr, Geheimnisse, schnelle Autos und rauchende Gewehre. Es geht um Kinofilme und TV-Serien.

Wobei Colt Silvers auch ein tolles Wortspiel darstellt.

Danke schön! Wir dachten uns, dass der Name so cooler klänge. Aber um ehrlich zu sein, sprechen viele Franzosen “Seavers” als “Silvers” aus. Aber der Name funktioniert ähnlich wie James Bond oder Harry Potter – man kann aufgrund des Namens auf den Charakter des Protagonisten schließen. Wir mochten das Bild des Silbers, klanglich steht es dem Colt komplementär gegenüber. Colt und Silver ist für uns wie Sonne und Mond.

Vor der Bandgründung vor vier Jahren ward ihr unterschiedliche Rock-Projekte involviert.

Genau, den Rock-Background bringt jeder von uns mit. Das wird ja auch im Klang der Band deutlich. Aber was uns letztlich zusammengeberacht hat, war das Kino. Wir trafen uns beim Fantasy-Filmfest in Strasbourg und stellten nach kurzer Zeit fest, dass wir alle die gleichen Dinge mochten: Zombies und Electro, Gondry und Vangelis. Das war 2008. Kurz darauf gründete ein Freund sein eigenes Label, Deaf Rock Records, auf dem wir unsere ersten zwei Songs veröffentlichten. Dann kam auch schon das Debüt, das ging unheimlich schnell.

Die Vorliebe für das Kino mag auch die liebevoll in Szene gesetzten Videos erklären. Wer zeichnet sich für die Visuals verantwortlich?

Wir haben in der Tat für die Videos ziemlich konkrete Vorstellungen. Unsere Konzepte diskutieren wir mit unseren Freunden von La Cité de la Prod, einem Videokollektiv aus Strasbourg. Sie visualisieren unsere kühnsten Träume. Unsere letzten drei Videos haben alle unterschiedliche Regisseure, aber stets steckte das La Cité de la Prod-Team dahinter und diese Handschrift merkt man in der Tat.

Die Strasbourger Szene haben hierzulande die wenigsten auf dem Schirm…

Sie ist vielfältig. Das Do-It-Yourself-Prinzip wird aber in den verschiedenen Subkulturen sehr groß geschrieben, ich denke somit unterscheidet es sich nicht groß von Berlin. Wir mögen es, mit unterschiedlichen Künstlern zu arbeiten, zuletzt mit Bläsern, einem Techno-DJ und einem Kinderchor. Insofern ist es schwer zu sagen, ob wir symptomatisch für den Klang Strasbourgs sind, aber wir ziehen definitiv viel aus dem Underground-Flair und arbeiten gern spontan und suchen nach den Gigs den Kontakt zum Publikum.

Kommen wir von Strasbourg zu Frankreich. Das Land gilt als sehr liberal, aber als der Diskurs bezüglich der Gleichstellung der gleichgeschlechtlichen Ehe begann, zeigte sich das Land zum Teil auch von seiner reaktionären Seite.

Das ist wirklich eine Schande! Dass Leute zusammengeschlagen werden, nur weil sie schwul oder lesbisch sind, ist finsterstes Mittelalter und völlig indiskutabel. Zum Glück ist das Gesetz trotzdem durchgekommen. Ganz anders als Berlin, wo wir im SO36 spielten und dann noch ein paar Tage in der Stadt blieben. Der 1.Mai hier war unglaublich. Die Stadt ist definitiv ein Ort, an dem wir gerne leben würden. Wahrscheinlich nehmen wir unsere nächste Platte hier auf. We’ll be back soon.

Ronald Klein

Colt Silvers: Red Panda. Deaf Rock Records/Rough Trade. Zur Homepage, zum Facebook Auftritt und zur SoundCloud Seite mit vielen kostenlosen Downloads.

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