Geschrieben am 25. Juni 2009 von für Musikmag

John Foxx & Robin Guthrie: Mirrorball

John Foxx: MirrorballAn der Grenze des Sakralen

Lautäußerungen in einer erfundenen Sprache, der Sprache der Intuition. Von Tina Manske

John Foxx, Ex-Ultravox-Mitglied, tanzt auf vielen Hochzeiten: er hat experimentiert als Filmemacher, als ausstellender Künstler und Designer von Burgess- und Rushdie-Büchern, er schreibt Bücher („The quiet man“) und dann ist da ja auch noch die Musik. Zu den großartigen Momenten, die uns Foxx in seiner Karriere und in unserem Leben schon geschenkt hat, gehören Songs wie „Metal Beat“ oder „Underpass“ – kalte, stählerne, herrliche New-Wave-Monolithen, um die schon in Gedanken Trockeneis schwadert. Außerdem hat er großartige Songs für Anne Clark geschrieben.

Er kann aber natürlich auch anders, wie er bereits mehrmals, zuletzt mit seinem Instrumentalalbum „Tiny Colour Movies“, gezeigt hat. Für sein neuestes Album hat sich Foxx mit Robin Guthrie zusammengetan, Ex-Mitglied der Cocteau Twins, und er deren dream pop zu schätzen wusste und weiß, der wird auch bei diesem Album hier gerne zugreifen. Die getragenen Gitarrenpassagen Guthries passen wunderbar zu Foxx‘ gefühlvollen Gesängen – wenn Menschen Wale wären, dann müssten sie so ähnlich klingen. Auch Guthrie beschäftigte sich in der letzten Zeit hauptsächlich mit Filmen, für „Mysterious Skin“ und „3:19“ hat er die Soundtracks geschrieben – es ist also kein Wunder, dass die vorliegende Platte sowas wie der score für langatmige Gedanken ist.

„Mirrorball“, die Discokugel, da schimmert und glänzt so einiges. Der Titel eignet sich bestens als Metapher für Foxx‘ Musik, die sich niemals in eine bestimmte Richtung zu bewegen scheint, sondern endlos um sich selbst kreist, mit Texten, die an „Tiny Colour Movies“ erinnern insofern, als das es gar keine Texte sind, sondern Lautäußerungen, gemacht in einer erfundenen Sprache, der Sprache der Intuition. So wie sich Licht in den Spiegeln des mirrorball bricht, so werden in Songs wie „Luminous“ die Möglichkeiten von Echo und Nachhall ausgelotet, oftmals an der Grenze des Sakralen, ein Eindruck, den die unverständlichen Worte noch verstärken.

Tina Manske

John Foxx & Robin Guthrie: Mirrorball. Metamatic Recordings (Vertrieb: Rough Trade).