Geschrieben am 18. Dezember 2008 von für Musikmag

Kitty, Daisy & Lewis in concert // Admiralspalast Berlin, 13.12.2008

Kitty, Daisy & Lewis: Smoking In HeavenSwing Royal im Admiralspalast

– Sie sind alle drei noch Teenager und treten live zusammen mit ihren Eltern auf – ist das uncool oder was? Von wegen, meint Tina Manske.

Guten Zeiten, die man vergangen wähnt, kann man entweder nachtrauern oder sie neu aufleben lassen. Letzteres macht die Veranstaltungsreihe „Swing Royal“ im Admiralspalast. Da sieht man plötzlich Pettycoats, weite Anzughosen, Cocktailkleider, Perlenketten und Haartollen en masse – selten fühlt man sich in Jeans und Pulli so miserabel angezogen wie hier. Von Pagenköpfen aus den 20er-Jahren bis hin zu Rockabillies, an „Swing-Royal“-Abenden ist alles vertreten. Die wunderbarsten Bands spielen live, in diesem Fall Andrej Hermlin and his Swing Dance Band mit den größten Gassenhauern der Swing- und Rock’n’Roll-Ära, von Duke Ellington bis Glenn Miller, und am Rand der Bühne sitzt man an Tischen mit Champagner oder Cocktails, dazu schwooft die Menge in ihren geilen Klamotten, wie damals in den Clubs im Berlin vor dem Krieg. Im Foyer des 1. Stocks kann man Old-School-Poker spielen, unten im Erdgeschoss sich den Bart nass rasieren lassen oder auf dem kleinen aber feinen Vintage-Markt schöne Marlene-Hosen kaufen.

Im Dezember hatte die Veranstaltung mit Kitty, Daisy & Lewis hochkarätige, weil mit vielen Vorschusslorbeeren gekrönte Gäste. Sie sind alle drei Teenager und treten live zusammen mit ihren Eltern auf – ist das uncool oder was? Von wegen! Hier konnte man sehen, welch grandiose Familie da tatsächlich auf der musikalischen Bühne aufgetaucht ist. Jeder der drei Geschwister scheint mindestens zehn Instrumente zu beherrschen, so wie hier rotierend zwischen Schlagzeug, Gitarre, Piano, Ukulele, Steelguitar und Akkordeon gewechselt wird. Daisy spielt noch dazu die Mundharmonika, dass einem ganz schwummrig vor Augen wird, und beide Schwestern sind beim Schlagzeugspielen nicht auf ihren Stühlen zu halten. Vater Graeme begleitet derweil in aller Seelenruhe an der Akustikgitarre und Mutter Ingrid (übrigens Mitglied der Female-Post-Punk-Band The Raincoats) steht wie eine Brumme barfuß am Kontrabass.

Klassiker wie „Going Up The Country“ und „Got My Mojo Working“, aber auch selbstkomponierte Songs wie der „Buggin‘ Blues“ und „Ooo Wee“ werden zum Besten gegeben, ein Hit jagt den anderen, und der ausverkaufte große Saal des Admiralspalast, mit immerhin 1.750 Plätzen einer der größten Säle Deutschlands und mit Sicherheit eine der schönsten, tobt und lässt die Band nicht gehen, ohne dass sie zwei Zugaben gespielt hat. Fast erwartete man, der riesige, wunderschöne Kronleuchter könnte durch die Gesamtenergie im Saal schaden nehmen. Dass der Admiralspalast bestuhlt ist, tat der Euphorie keinen Abbruch – man konnte ja ebenso schön auf dem Stuhl rumhopsen wie die Schwestern Kitty und Daisy beim Schlagzeugspielen.

Tina Manske

Aktuelles Album: Kitty, Daisy & Lewis: dito. Sunday Best (Vertrieb: Rough Trade). Swing Roayal bei Myspace.

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