Veteranen
Die Namen der besten Bands beginnen mit „Krei“ – Kreidler zum Beispiel, oder eben Kreisky.
Alles an dem neuen Album der zuletzt genannten Österreicher ist einfach nur schön – angefangen bei diesem genial quietschgelben Cover. Ich möchte dieses Intro als Warnung verstanden wissen: hier schreibe ich aus der Position des Fans heraus.
Musikalisch waren Kreisky selten so auf der Höhe: Es quietscht, funkt, beatet vom Feinsten. Die ersten Single „Veteranen der verlorenen Chance“ ist eine schöne Satire auf die ständig beleidigten Menschen, die sich immer im Nachteil wähnen. Der „Verband der Anynomen Loser“ solle sie doch bitte aufnehmen, „ich gehöre zu Euch“ schreit Sänger Franz Adrian Wenzl.
Sowas wie „Mon General“ ist in dieser Qualität am Anfang der 80er-Jahre gemacht worden, vielleicht von Bands wie Der Plan. Hier kommt Gaga zusammen mit politischer Botschaft: „Ich esse ganz neue Tier/ Und ganz neue Tiere von ganz alten Tiere“, so sprechen die Prenzlbergschwabenhipster. Bei „Autokauf ist Männersache“ geht es dann zu versöhnlichen Klängen an unversöhnliche Themen, nämlich an Mann gegen Frau. „Dabei weiß ich doch selber nicht, was ein Hubraum ist“, entschuldigt er sich bei ihr, aber da ist es schon zu spät, weil sie ihm die kalte Schulter zeigt. Das ist gleichzeitig lustig und tragisch.
Habe ich schon erwähnt, dass das Songwriting hier durchweg makellos ist?
Die typische Ausgangssituation eine Kreisky-Songs ist das Mittendrin. Deswegen fangen auch so viele ihrer Songs mit einem „Und dann…“ an. Wie bei einem guten Buch wird man direkt in die Geschichte hereingezogen. Das Private ist dabei immer auch politisch.
Tina Manske
Kreisky: Blitz. Wohnzimmer Records.