Die Geschichte geht weiter
Ein Best-of-Album von Madness – braucht das die Welt? Schließlich läuft „Our House“ so oft im Radio, dass man es längst satt hat… aber hey, rude boys and girls: wie bei vielen anderen Bands, die scheinbar nur einen einzigen Hit hatten, lohnt es sich bei Madness ganz besonders, mal wieder dem restlichen Oevre Gehör zu schenken. Vor allem, wenn man nicht die komplette Historie der Ska-Popband verfolgt hat, die im Übrigen bis heute anhält: Das aktuelle Album „Can’t Touch Us Now“ erschien 2016, vor wenigen Wochen trat die Band als gefeierter Headliner beim Rolling Stone Weekender auf.
Da die Bandgeschichte durchaus wechselhaft ist (siehe die lange Liste ehemaliger Mitglieder), sei an dieser Stelle lediglich auf die Frühphase ab 1976 verwiesen, als die Nord-Londoner Jungs Mike Barson, Chris Foreman und Lee Thompson The Invaders gründeten. Wenig später stießen Sänger Graham McPherson alias Suggs und Cathal Smyth/Chas Smash („Trompete und Bewegung auf der Bühne“) dazu – und die Dinge gerieten buchstäblich in Bewegung, unaufhaltsam bis zum heutigen Tag. Als Ehrerbietung vor der jamaikanischen Ska-Legende Prince Buster benannte sich die spaßorientierte Truppe nach seinem Song „Madness“ und tourte 1979 mit den 2-Tone-Bands Specials und Selecter. Das Debütalbum „One Step Beyond“ erschien allerdings bei Stiff – ein frühes, klares Statement, sich nicht als reine Ska-Band festlegen zu wollen, obwohl Madness maßgeblich am Ska-Revival während der späten Siebziger und frühen Achtziger beteiligt waren und davon profitierten. Aber Madness – und damit schlagen wir den ganz großen Bogen von damals bis jetze – mixten schon immer Pop und Punk in den charakteristischen Ska-Offbeat, beziehungsweise peppen sie klassische Popsongs mit trötenden Bläsern und eckigen Rhythmen auf.
Das 2-CD- respektive 4-LP-BoxSet „Full House“ versammelt ganze 42 Tracks vom anarchisch-ikonischen „Night Boat to Cairo“ über das romantische „It Must Be Love“, vergessenen Hits wie „Baggy Trousers“ bis zu Madness‘ beinah seriöser Jetztzeit („Another Version of Me“). Und natürlich darf auch „Our House“ nicht fehlen.
Christina Mohr
Madness: Full House – The Very Best Of /BMG/ADA)
www.madness.co.uk
“Baggy Trousers”: