Geschrieben am 3. Oktober 2012 von für Musikmag

Meshell Ndegeocello: Pour une âme souverain – A Dedecation To Nina Simone

Meshell Ndegeocello: Pour une âme souverain – A Dedecation To Nina SimoneUnmittelbare Perfektion

– Die Frau mit dem für Mitteleuropäer unaussprechlichen Namen ist eine Wucht. Geboren in Berlin, beeinflusste die Sängerin Meshell Ndegeocello mit ihrem Gesangsstil aus Melodie und Rezitation zahlreiche Musiker – unwillkürlich denkt man an z. B. an Erykah Badu. Mit ihrem neuen Album setzt sie der großen Nina Simone ein beeindruckendes Denkmal. Von Tina Manske

Was man zuallererst beim Hören bemerkt: Wow, sind diese Songs großartig arrangiert! Verantwortlich dafür ist Chris Bruce, der das Album zusammen mit Ndegeocello auch produzierte – bis aufs letzte I-Tüpfelchen sitzen hier Sound und Instrumentierung (mit Gitarre, Keyboards und Drums minimalistisch orchestriert), und Ndegeocellos Stimme, die an Sades Stimme erinnert, aber schwerer und weniger süß ist als diese, trägt alles. Bereits der Opener „Please Don‘t Let Me Be Misunderstood“ setzt in dieser Hinsicht Maßstäbe, mit seinen sphärischen Klängen und dem melancholischen Gesang.

Ndegeocellos afroamerikanische Wurzeln kommen in Songs wie „Suzanne“ (ja, der Cohen-Song) wunderbar zum Tragen, das sie in einen mitreißenden Rhythmus zu versetzen versteht. In die gleiche Kerbe schlägt „See Line Woman“ (sic!), zuletzt wunderbar interpretiert von Feist; in der hier vorliegenden Version hier wird es, mit gesanglicher Unterstützung von Tracy Wannomae, zu einem Offbeat-Afro-Tanzkracher.

Das Album wurde in nur zehn Tagen aufgenommen, und die Stimmung unter den Musikern muss eine sehr inspirierende gewesen sein. Die Aufnahmen bewahren, bei aller Perfektion, eine Unmittelbarkeit, wie man sie von Live-Aufnahmen in einem kleinen Club gewohnt ist. Zur Motivation, Nina Simone ein Tribute-Album zu widmen, sagt Ndegeocello: „Sie war eine laute, stolze schwarze weibliche Stimme in einer Zeit, als weibliche Stimmen nicht dazu ermutigt wurden, sich hören zu lassen.“ Und also ein großes Vorbild.

Weitere Mitwirkende auf „Pour une âme souveraine…“ sind u. a. Sinead O‘Connor, Valerie June und Cody ChesnuTT. Die Songs umfassen traditionelle Balladen („House Of The Rising Sun“), zeitlose Klassiker („Feelin‘ Good“), Songs, die von Simone geschrieben wurden („Real Real“) oder für sie („To Be Young, Gifted And Black“). Überall aber ist die eigene Handschrift und Stimme von Meshell Ndegeocello präsent, oder wie Bruce betont: „Wir wollten nicht die bereits existierenden Versionen wiederholen, sondern fühlten, dass Meshell Nina Simone nur würdig vertritt, wenn sie ihre eigene Stimme für das Material findet.“ Was zu hundert Prozent gelungen ist.

Tina Manske

Meshell Ndegeocello: Pour une âme souverain – A Dedecation To Nina Simone. Naïve (Indigo). Zur Homepage von Meshell Ndegeocello.

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