War, ist und wird sein
Das Betonen der eigenen Präsenz war in diesem Sommer bereits einmal auf der Pop-Agenda, nämlich bei BOYs Hit „We Were Here“. Nun erneuert Ruth Maria Renner aka Miss Platnum dieses Credo mit ihrem neuen Album und der Bestätigung „Ich war hier“. „Legt man mich in Ketten/ dann sind sie aus Platnum“, singt sie in der Hymne „Kanonen“, nur dass es noch niemand geschafft hat, diese Frau in Ketten zu legen.
Im Moment dürften sie mehr Leute aus der Popstar-Jury kennen als aus eigener Anschauung, und man mag ihr wünschen, dass ihr das Engagement bei einer derart nervigen Sendung am Ende tatsächlich das plus an Publicity einbringt, das sie sich erhofft. „Ich war hier“ ist, wenn man so sagen kann, ein typisches Platnum-Album, die Musik abwechslungsreicher denn je. Hip-Hop, Pop, Elektro, R’n’B, nichts wird ausgelassen, und Leute wie Peter Fox dürfen sich angesichts solcher Wendungssicherheit gerne im Doppelbett in ihrem Haus am See rumdrehen.
Mal abgesehen von den Texten, die immer dann besonders treffen, wenn sie von der romantischen Zweierbeziehung absehen und die Hip-Hop-Großstadt thematisieren und das Dissen perfektionieren („Ich bleibe immer Rudel/ du bist nur ne kleine Groupie-Bitch/ hatest hintenrum und likst dann meine Bilder, Nutte“)
Der Energie dieser Dame kann man sich schwerlich entziehen. Miss Platnum war hier, ist hier und wird hier sein. Darauf kann man Gift nehmen, falls man’s verträgt. „Wie Könige und keine Barbies“, yo.
Tina Manske
Miss Platnum: Ich war hier. Virgin (Universal).