Geschrieben am 3. Oktober 2015 von für Musikmag

Nicholas Godin: Contrepoint

ContrepointCoverAus der Zeit gefallene Musik

Eigentlich hatte Nicholas Godin, Teil des französischen Duos AIR, nicht die Absicht, ein Soloalbum zu machen. Eigentlich wollte er nur ein bisschen besser Klavier spielen lernen, um besser Bach spielen zu können, „die schönste Musik der Welt“, wie er selbst sagt. Herausgekommen ist diese wunderbare Hommage gleichzeitig an den vielleicht größten Komponisten aller Zeiten wie auch an einen der größten Bach-Enthusiasten und -Interpreten: Glenn Gould. Dabei liegt es Godin fern, Bach einfach nur zu interpretieren. Wie jeder wahrhaft große Geist schafft er neu, transponiert er Teile und webt er um sie herum.

Und er zeigt damit auch seine Liebe zu den Musiken, mit denen er aufgewachsen ist: Auf „Club Nine“ legt er beispielsweise Teile des „Präludiums in C-Moll BWV 999“ auf den prägnanten 5/4-Rhythmus von Dave Brubecks Klassiker „Take Five“, was zu einer irisierenden Erfahrung führt. Und auf „Glenn“ hört man nicht nur den tatsächlichen Gould über Probleme und deren Lösung sinnieren, sondern auch, welchen Einfluss Lou Reed – dessen „Street Hassle“ hier aufscheint – auf Godin hatte. Tolles Album und gänzlich aus der Zeit gefallene Musik für Menschen, die gerne Tradition und Moderne verbinden.

Tina Manske

Nicholas Godin: Contrepoint. Because (Warner).

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