Geschrieben am 26. Februar 2014 von für Musikmag

Planningtorock: All Love’s Legal

planningtorock_allloveslegalTanz den Feminismus

– Politisches Engagement und Clubtauglichkeit – selten kann ein Album in diesen beiden Punkten so sehr überzeugen wie die neue Platte von Planningtorock.

„Fall in love with whoever you want to“, sind die Worte, mit denen uns Janine Rostron aka Planningtorock mit ihrem auf androgynes Tenorniveau gepitchten Stimme auf ihrem neuen Album „All Love’s Legal“ empfängt. „Welcome“ heißt der Opener, und er ist Programm für eine Platte, die das Thema gender studies auf den Stundenplan der aktuellen Dancemusic holt. Wie fragt, sie sich, kann man es sich anmaßen, andere als die heterosexuelle Liebe erst noch legalisieren zu wollen? „You cannot legalize love/ love is the one gift that gives life its purpose … “, antwortet sie ganz trocken auf solche zeitgenössischen Entwicklungen.

Was Judith Butler für die Geschlechterfrage war, das ist Rostron nun für die Genderfrage, denn nicht nur ist „sex“ als Geschlecht die falsche Kategorie, sondern eben auch das soziale Geschlecht: „gender’s just a lie“, heißt es auf „Human Drama“, dem sofort erkennbaren Hit der Platte, zu einem äußerst tanzbaren Beat. Wie es überhaupt phänomenal ist, wie Planningtorock auf „All Love’s Legal“ Politik und Dancefloor ganz selbstverständlich vereint. „Let’s Talk About Gender, Baby“ heißt dann der Track, der Salt’n’Pepa auf die feministische Ebene hebt und dabei zwar alle Dance-Mainstream-Manöver ausführt, aber auf eine gar nicht mainstreamige, sondern sehr warmschnäuzige Art und Weise. Der Titel referiert zudem auf die Schlussakkorde des Songs „Full Of Fire“ von der mit Planningtorock befreundeten schwedischen Band The Knife – was dort noch aggressiv klingt, wird hier zum tatsächlichen Gesprächsangebot.

Selbstinspektion wird aber auch betrieben: „My heart is on the ground/ and it’s me who is walking al over it“, heißt es in „Steps“, die Tatsache beleuchtend, dass wir uns letztendlich alle nur selbst wehtun können, viel besser als andere. Bei „Public Love“ wird dann sogar der gute alte Synth-Sound von Ultravox wieder zu neuen Ehren gebracht, verbunden mit einer tiefen Verbeugung vor der Nichtverstecken der eigenen Gefühle. Und „Misogyny Drop Dead“ ist einer der besten Tracks, die Planningtorock je gemacht hat, mit seinem stolpernden, aber dennoch auf den Millimeter exakten Beat.

„All Love’s Legal“, von vorne bis hinten geplant, gemacht und produziert von Rostron und ihrem inneren Zirkel von KollegInnen, ist eine ungemein stärkende, aufrüttelnde, wachmachende, motivierende Platte. Wer angesichts solcher Projekte das Wort „Konzeptalbum“ als pejorativ verdammt, dem ist nun wirklich nicht zu helfen. Schon jetzt eines der Alben des Jahres.

Tina Manske

Planningtorock: All Love’s Legal. Human Level (Rough Trade). Mehr hier.

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