Eine Souveränität, die Respekt einflößt
– Lange hat man darauf gewartet, die Grüchteküche brodelte im Netz ja schon eine reichliche Weile. Letzte Woche dann eindeutige Zeichen, dass das heiß erwartete Album bald erscheinen würde. Und – bamm! hier ist es, hastig als kostenloser Download ins Netz gestellt, weil es versehentlich bereits gestreamt wurde. Der Vorfall zeigt, wie sehr sich das Musikbiz geändert hat, wo die Einnahmequellen längst anderswo als im Albumverkauf liegen (Hint: Rihannas Tour startet schon bald). Aber nicht nur das Business hat sich verändert, auch Rihanna, immerhin einer der erfolgreichsten weiblichen Stars, zeigt sich auf „Anti“ von einer erfreulichen neuen, düsteren Seite.
„Kiss It Better“ umschmeichelt mit einem schon fast obszön langsamen, fetttriefenden Beat, einer kitschigen 80er-Jahre-Muckergitarre am Schluss und einem Refrain, der einem Zungenkuss gleicht – einem guten zumal. Auch „Desperado“ drosselt, wie fast alle Songs, das Tempo enorm. In „James Joint“ flirtet Rihanna mit Jazzeinsprengseln. „Woo“ ist ein beängstigendes Monster mit den Akzenten auf dem ersten und dritten Schlag, Rihannas Stimme wird durch den Vokoder geschickt, und das Ergebnis ist alles andere als gefällig. „Same Ol‘ Mistakes“ hangelt sich in der ersten Hälfte seiner sechs Minuten an wenig mehr als fünf Tönen entlang und wiegt den Hörer dabei in einer so angenehmen Hängematte, bevor es in der zweiten Hälfte tatsächlich als Remake eines Tame-Impala-Songs erkennbar wird – Rihanna weiß eben, was gut ist.
„Anti“ ist natürlich alles andere als aufmüpfig, stattdessen aber von einer Souveränität geprägt, die Respekt einflößt. Das, liebe Leute, ist R’n’B des 21. Jahrhunderts.
Tina Manske
Rihanna: Anti. Roc Nation.