Freaks, allesamt
– Zu hören sind Rockabilly, gespenstischer Soul, Saxophone, Hörner und Mundharmonikas, das Tuten der alten Eisenbahnzüge, während sie nach Westen düsen… Von Tina Manske
Eine elektrische Zirkusshow – welch schöne Umschreibung dessen, was auf diesem Album auf den Hörer lauert! Zwölf Songs = zwölf verschiedene Charaktere, die nacheinander in die Arena treten und für Unterhaltung sorgen, so grundverschieden, wie es nur je die Beteiligten einer Zirkustruppe gewesen sind. Freaks, allesamt.
Als Impresario fungiert Rogall, seines Zeichens Produzent dieser Platte und bekannt als DJ und Tausendsassa beim Label Nylon, der eine bunt zusammengewürfelte Truppe von Freunden und Bekannten für dieses Projekt gewinnen konnte. Verbindendes Element und Ideengeber war die gemeinsame Liebe für bestimmte Musiken. Zu hören sind Rockabilly, gespenstischer Soul, Saxophone, Hörner und Mundharmonikas, das Tuten der alten Eisenbahnzüge, während sie nach Westen düsen, viele Gitarren, Roots-Rock, Dub, verhallende Echos, Tango und Folk, Elektronik und Akustik vereint in alter Frische.
Die Musiker selbst sind auch allesamt keine Unbekannten mehr – Earl Zinger, Farda P. (Rockers-Hifi), Hugo Race (eines der Gründungsmitglieder von Nick Cave & The Bad Seeds) – alle sind sie mit dabei, und Steve Moss übernimmt die Rolle des Saxophongottes, während als weibliche Ergänzung Bev Lee Harling auf dem Diven-Stuhl in der rauchigsten Ecke der Kneipe Platz nimmt.
Später Höhepunkt aber ist der Auftritt von Henry Rollins, der mit „No Deposit“ ein Poem beisteuert, auf dem zum ersten Mal Hugo Race, Steve Moss und Rollins selbst auf einer gemeinsamen Aufnahme zu hören sind, und das zu einem für Rollins ungewöhnlichen Sound.
Das hochwertige Booklet mit 20 Seiten und Holzschnitten aller Beteiligten ist dazu eine Kaufempfehlung für sich.
Tina Manske
Rogall: Rogall & The Electric Circus Sideshow. Perfect Toy Records (Vertrieb: Our Distribution).
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