Erlösung im Song
Wieder ist Mark Lanegan auf zehn Songs deutlicher Bandleader, mit einer Stimme, die immer noch whyskeyesker und tabakgestählter wirkt als den Tag zuvor. Von Tina Manske
Es ist immer wieder großartig, wenn so etwas passiert: man hört einen Song, der einen in derselben Sekunde, in der er zum Refrain anhebt, schon gefangen hat. So zuletzt passiert mit „Unbalanced Pieces“, dem Dubhop-Meisterwerk aus dem neuen Soulsavers-Album „Broken“. Die Soulsavers Rich Machin und Ian Glover hatten schon mit ihrem letzten Album „It’s Not How Far You Fall, It’s The Way You Land“ aus dem Jahr 2007 den richtigen Griff getan, als sie den Ex-Screaming-Tree Mark Lanegan ins Boot holten und eine der berührendsten Neo-Gospel-Soul-Platten der letzten Jahre produzierten. Mit „Broken“ legen sie noch eins drauf.
Wieder ist Lanegan auf zehn Songs deutlicher Bandleader, mit einer Stimme, die immer noch whyskeyesker und tabakgestählter wirkt als den Tag zuvor. Wieder geht es um den Liebespfeil, der nicht trifft, um Klage und Vergebung, wieder ist die Erlösung nur im Song zu finden, dort aber heftig. Aber auch andere bekannte Mitstreiter haben die Soulsavers als Vokalisten gewinnen können, darunter Jason Pierce (Spiritualized), Gibby Haynes (Butthole Surfers) und Mike Patton (Faith No More) – allerdings übertrifft Lanegan sie alle, und würden sie nicht im Booklet erwähnt, wer könnte sicher sein, dass sie überhaupt dabei waren? Antony Hegarty allerdings war tatsächlich nicht mit von der Partie, auch wenn man bei „Can’t Catch The Train“ vermuten könnte, er habe sich seine Stimme downpitchen lassen – so wunderbar kehlträllert Lanegan diese Ballade.
Eine weitere Stimme geht leider etwas unter, da die Single „Sunrise“ mit Will Oldham am Mikrophon nicht auf der CD enthalten ist – dafür ist Mark Lanegans schöne Interpretation von Oldhams „You Will Miss Me When I Burn“, die B-Seite der Single, auch auf dem Album enthalten.
Die große Entdeckung von „Broken“ dürfte allerdings die Australierin Rosa Agostino, auch als Red Ghost bekannt, sein. Selten hat man in letzter Zeit eine Stimme gehört, die so unzweifelhaft das Zeug zu heroischen Taten hat – wie eine PJ Harvey mit etwas weniger Herzschmerz.
Tina Manske
Soulsavers: Broken. V2/Cooperative Music (Vertrieb: Universal).