Wichtigster Club einer untergegangenen Welt
– Diese DVD+CD-Box sollte eigentlich schon vor einigen Wochen vorgestellt werden, als Mohr Music in den Mai tanzte, aber damals lag dieses Schätzchen noch nicht vor. Jetzt ist „SubBerlin“ draußen und wird hiermit allen empfohlen, die sich in den 1990er-Jahren nicht in Berlin aufhielten und/oder sich nicht für Techno interessierten.
Der knapp anderthalbstündige Dokumentarfilm zeichnet anhand historischer Aufnahmen und aktueller Interviews mit Protagonisten und Ravern aller Couleur die Geschichte des Tresor nach, jenem Club, den nicht wenige den wichtigsten der Welt nennen. Dimitri Hegemann eröffnete den Tresor mit anderen Techno-beseelten MitstreiterInnen 1991 im Keller des traditionsreichen Kaufhauses Wertheim, das im WK2 zerstört wurde – bis auf den Tresorraum, der mit seinen dunklen, engen Gängen, Eisenkonstruktionen und zahllosen Schließfächern wie gemacht schien, um darin einen Laden für die neue, seltsame, harte Maschinenmusik zu eröffnen.
Nicht zuletzt aufgrund seiner Lage im einstigen Ost-West-Niemandsland wurde der Tresor zu einem historischen Ort, der laut Aussage eines DJs auch noch dann besichtigt werden würde, wenn das Gebäude längst nicht mehr steht. Hegemann und KollegInnen erzählen davon, wie niemand, auch nicht die Polizei, wusste, wie mit der neu entstandenen Szene umzugehen sei – und sie einfach machen konnten. In den späteren Neunzigern blieb es nicht so harmlos (Stichwort „Friede, Freude, Eierkuchen“), Razzien und Polizeigewalt fanden auch rund um den Tresor statt.
„SubBerlin“ liefert ein stimmungsvolles Panorama aus viel Musik, unentzifferbaren Aufnahmen entgrenzter Tanzsituationen im Untergrund und jede Menge O-Töne von Techno-Aficionados und DJs wie Tanith, Sven Väth (bemerkenswertester Satz: „Ecstasy hat der Bewegung sehr geholfen“), Dr. Motte, Jeff Mills, Marusha oder Monika Kruse. Die Doku endet mit dem Abriss des Tresors und einem Interview mit dem Investor, der das heilige Gelände für den Bau schnöder Bürogebäude verscherbelte. Die Doku verschweigt, dass der Tresor andernorts wieder eröffnet wurde (Tresor II in der Köpenicker Straße), aber wahrscheinlich ist es so, dass die Magie des Ortes nicht einfach mitgenommen werden konnte. Der DVD beigelegt ist ein ziemlich cooler Sampler mit wichtigen Tresor-Tracks von Monika Kruse, X-101, Stewart Walker, Pacou und vielen anderen.
Christina Mohr
SubBerlin. The Story of Tresor. CD+DVD. Tresor (Rough Trade). Dauer Doku: 89 Minuten, über eine Stunde Bonusmaterial. Zum Tresor.