Geschrieben am 1. Juli 2017 von für Musikmag

Von Spar: Garzweiler EP

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Die Gruppe Von Spar aus Köln, bestehend aus Sebastian Blume, Jan Philipp Janzen, Christopher Marquez und Phillip Tielsch, gehört – zusammen mit zum Beispiel Kreidler – zu den innovativsten zeitgenössischen elektronischen Bands aus Deutschland. Mit ihrer Mischung aus Krautrock, Postpunk und Indie-Elementen begeistern sie zurecht eine immer breitere Masse. Auf ihrer neuen EP „Garzweiler“ nehmen sie sich den größten Tagebau Deutschland zur Brust und als Inspirationsquelle. Garzweiler wurde zum Zweck des Tagebaus evakuiert und zu einer Geisterstadt. 2006 war die umstrittene Erweiterung um Garzweiler II beschlossene Sache, seitdem ist das Gebiet, auf dem hier gebaut wird, noch größer und unmenschlicher geworden. Eine schöne Inspiration für Von Spar, denen Menschenbefremdliches noch nie fern war.

„Garzweiler“ ist denn auch in bester Krautrock-Manier repetitorisch und winzigen Nuancen sich verändernd – Veränderung hier aber so minimalistisch verstanden, dass die Analogie zu den frisch aufgeschaufelten Erdberg hinabrieselnden Erdkrumen mehr als naheliegt. Bei „Garzweiler IV“ zum Beispiel meint man tatsächlich die Bagger zu hören, die sich, den Sand wegschaffend, monoton durch die Erde bohren.

Ein Gefühl der 80er zieht sich durch diese Platte, die Basslinien wie aus einem funky Song der frühen Spandau Ballet. Anders als das Presseinfo behauptet ist diese Musik aber keineswegs menschenleer: Spätestens beim abschließenden „Omónia“ sind die geisterhaften Stimmen derer zu hören, die Garzweiler noch immer bevölkern, und wenn auch nur in der Erinnerung. Das ist dann auch der passende Höhepunkt der EP – schöner hätten es Röyksopp auch nicht hinbekommen.

Tina Manske

Von Spar: Garzweiler EP. Altin Village & Mine (Morr Music).

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