Tüftel, tüftel
Wie wohltuend ist es, nach etlichen ermüdenden Electro-Sessions und den Holzhammer-Beats so mancher Techno-Jünger wieder einmal dem ausgetüftelten Sound von Yello lauschen zu können. Von Jörg von Bilavsky
Sechs lange Jahre hat es nun gedauert, bis Boris Blank und Dieter Meyer ihre Klangmaschinen wieder angeworfen haben, um ihren düsteren Charme zu versprühen. Unnachahmliche Schützenhilfe haben sie diesmal von dem deutschen Star-Trompeter Til Brönner erhalten, der seinem Instrument wahrhaft sphärische Klänge zu entlocken weiß, wie in dem wortwitzigen Titel „Till tommorow“ oder dem gespenstisch-mysteriösen „Vertical Vision“. In „The Expert“ klingt sein Trompete fast wie gesamplet, obgleich er seine Improvisationen wohl live eingespielt haben dürfte.
Viele Songs verströmen die verrauchte Luft halbseidener Bars. Andere entführen uns dank der verführerisch-jazzigen Stimme von Heidi Happy alias Priska Zemp und des rauchigen Timbres von Dieter Meyer auf einen funkelnden und groovenden Dancefloor („Part Love“). Und manches Mal fühlt man sich in die beruhigend-unruhigen Filmlandschaften eines David Lynch versetzt wie in „Bostich (reflected)“.
„Touch Yello“ erinnert an die gute alten Zeiten, eröffnet aber auch neue Klangdimensionen. Das Elektroduo ist sich treu geblieben, ohne stehen geblieben zu sein. Und das will etwas heißen in der ansonsten so kurzlebigen Popmusik.
Jörg von Bilavsky
Yello: Touch Yello. Polydor (Vertrieb: Universal)