Pick of the Week N° 2
– Seit Jahren bibliografiert, archiviert und kommentiert der Ehrenglauser-Preisträger Thomas Przybilka in seinem BoKAS (= Bonner Krimi-Archiv Sekundärliteratur) wissenschaftliche und publizistische Arbeiten aus aller Welt, die sich mit den unendlichen Facetten von Kriminalliteratur befassen. In unregelmäßig-regelmäßigen Abständen erscheinen dann seine unschätzbar wertvollen Zusammenfassungen der aktuellen Sekundärliteratur, die jeder zur Kenntnis nehmen muss, der sich auch nur ein bisschen über seine Lieblingsliteratur kundig machen möchte. Ein solcher „Newsletter“ hat leicht einmal 160 bis 200 Seiten; deswegen empfiehlt CrimeMag jede Woche ein paar Titel aus dieser Fülle, die uns besonders bemerkenswert erscheinen.
Diese zweite, wesentlich überarbeitete und ergänzte Auflage des …
„Handbook of the Gothic“
… verzeichnet mehr als zwanzig neue Einträge zu Autoren (z.B. Stephen King, Daphne Du Maurier) und Sub-Genres (z.b. African-American Gothic, Gothic Comic). Der enzyklopädische Charakter der ersten Auflage (mit Beiträgen zu Themen wie Colonial Gothic, Female Gothic, Ghost Stories, Gothic Film oder zu Autoren wie Henry James, HP Lovecraft, Anne Rice und vielen anderen mehr) wurde so fortgesetzt.
- Inhalt: Writers of Gothic / Gothic Terms, Themes, Concepts and Contexts / Gothic Locations / Selected Further Reading / Websites on the Gothic / Gothic Film – A Select Filmography.
Marie Mulvey-Roberts lehrt Literaturwissenschaft am English Department der University of the West of England, Bristol. Sie ist Herausgeberin des Magazins „Women’s Writing“ und Autorin von „Gothic Immortals. The Fiction of the Brotherhood of the Rosy Cross“.
Mulvey-Roberts, Marie (Hg): The Handbook of the Gothic. 2009, 2. überarb. u. erg. Aufl., 384 S., Palgrave Macmillan, Harcover 978-0-230-00853-3, £ 50,00 / Paperback 978-0-230-00854-0, 16,99 £.
„Representations of Murderous Women in Literature, Theatre, Film, and Television. Examining the Patriarchal Presuppositions Behind the Treatment of Murderesses in Fiction and Reality.“
Dem überaus sperrigen Titel ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen, und auch die u.g. Kapitelüberschriften sind hier Hinweis genug. In insgesamt 17 Kapiteln, gegliedert in drei Teile „On the Page“, „On the Screen“ und „On the Stage“, wird das Thema in den Essays von verschiedenen Beiträgern ausführlich beleuchtet. Jedes Kapitel wird von manchmal umfangreichen, manchmal überschaubaren Listen weiterführender Literatur ergänzt.
- Teil 1 „On the Page“. Vicky Simpson: A „horrible lust for living blood“. Supernatural Female Murderers in Nineteenth-Century Literature / Akemi Yoshida: Murder as an Act of Resistance against Female Sacrifice? A Comparative Reading of Mona Caird’s „The Wing of Azreal“ (1889) and Thomas Hardy’s „Tess of the D’Urbervilles“ (1891) / L.A. Jennings: She Hit it Well. Female Serial Killers in American Hard-Boiled Detective Fiction / Hannah Kent: Speculative Biographies. Representing the Lives of Historical Murdering Women / Pao Chai Chiang: The Murdering Woman in a Chinese/Taiwanese Cultural Context. Li Ang’s „The Butcher’s Wife“ / Theresa Starkey: The Bodies of Lizzie Borden.
- Teil 2 „On the Screen“. Helen Beardsley: Real-life Female Killers in American Cinema. „I Want To Live!“ (Robert Wise, 1958) and „Monster“ (Patty Jenkins, 2003) / Elan Justice Pavlinich: „Ki-ki-ki Ma-ma-ma“. Mrs. Voorhees’ Queer Maternal Virtue / Kirsten Fuhs: Women on Death Row. Documentary Film and the Cultural Politics of Identity / Joseph Christopher Schaub: Lethal Ladies. The Stars of John Waters’ „Female Trouble“ and „Serial Mom“ / Kathryn Linder: The Birth of the Female Youth Rampage Shooter / Drew Humphries: Women Who Kill. „Law and Order“, „Dexter“, and „The Wire“.
- Teil 3 „On the Stage“. Erin Bone Steele: Alice Arden and Her Accomplices. Husband-Murder in Early Modern Drama / Elizabeth Whitmore Funk: „There’s so much I want to tell her“. Sophie Treadwell’s „Machinal“ and the Transference of Femininity / Judith Arcana: Sheila’s Deposition, 1997 / Julie L. Parker: Another Day in Court. Women Playwrights Staging True Stories / Jennifer Douglas: The Murdering Mother in Marina Carr’s Plays.
Dr. Juli L. Parker ist Direktorin des Women-Resource Center an der University of Massachusetts Dartmouth.
Parker, Juli L. (Hg): Representations of Murderous Women in Literature, Theatre, Film, and Television. Examining the Patriarchal Presuppositions Behind the Treatment of Murderesses in Fiction and Reality. 2010, 424 S., Vorwort von Paula Ruth Gilbert, The Edwin Mellen Press, 0-7734-1458-4 / 978-0-7734-1458-7, 79,95 £.
Dr. Enrique Rodrigues-Moura …
… organisierte und koordinierte am 11. und 12. Mai 2006 ein Internationales Symposium zur Kriminalliteratur am Institut für Romanistik der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. Zu dem Thema dieser Veranstaltung, „Indizien, Spuren und ihre Narrationen. Kriminalliteratur im spanischsprachigen Raum“, kamen so viele – meist spanischsprachige – WissenschaftlerInnen zusammen, dass Enrique Rodrigues-Moura 2010 einen „Reader“ mit vielen Beiträgen dieses Symposiums herausgeben konnte. Diskutiert und vertieft wurden auf diesem Symposium unter anderem folgende Themen zur spanischen Kriminalliteratur: Indizien, Spuren und Beweise unter epistemologischem Blickwinkel / Indizien, Spuren und Beweise hinsichtlich der ihnen inhärenten Logik / Formen der Darbietung von Indizien / Indizien, die sich als unbrauchbar erweisen / erst a posteriori dechiffrierbare Indizien / die „enthüllende“ Narration des Protagonisten und die „enthüllende“ Narration des Lesers / „action, analysis and mystery“ – Umgang mit der Grundstruktur des Kriminalgenres / Gattungsvarianten des Kriminalromans im spanischsprachigen Raum / intertextuelle Funktionalisierungen / intermediale Aspekte.
„Das Kriminalgenre ruht in seinen Anfängen auf drei Hauptpfeilern: der Unverzichtbarkeit einer Handlung (eines „Abenteuers“), der rationalen Analyse gesammelter Indizien sowie dem Spiel mit Spannung („suspense“) und Rätsel. Der Ermittler hatte die bürgerliche soziale Ordnung über eine rationale Auswertung von Indizien wiederherzustellen. In der Zeit der Globalisierung haben allerdings multinationale Konzerne und weltweit vernetzte kriminelle Organisationen das Machtmonopol der Nationalstaaten geschwächt. In der heutigen sozialkritischen Variante des Kriminalromans („novela negra; neopolicial“) werden Indizien häufig so eingesetzt, dass sie eine soziopolitische Lektüre verlangen. Die Fälle werden selten gelöst, das „Happy End“ bleibt oft aus. In Anbetracht dieser Entwicklungen diskutiert eine internationale Gruppe von Forscherinnen und Forschern, welche Formen der Leser-Autor-Kommunikation die zeitgenössischen Kriminalromane des spanischsprachigen Raums etablieren, mit welcher Art von Indizien sie arbeiten und welche Lesergruppen die ansprechen.“
Alle Beiträge werden jeweils von einer Bibliografie der Primär- und Sekundärliteratur ergänzt.
- Inhalt: Enrique Rodrigues-Moura: Indicios, señales y narraciones – A modo de introcucción / Joan Ramon Resina: La novela policíaca como exorcismo / Sébastian Rutés: Narradores locos y lógicas ilógicas en la novela neopolicíaca / Georges Tyras: Carvalho viajero – los indicios del desencanto / José F. Colmeiro: Globalización y novela policiaca – el caso de Manuel Vázquez Montalbán / Àlex Marti Escribá & Javier Sánchez Zapatero: La narrativa policíaca de Francisco González Ledesma Méndez y Barcelona, desencanto y memoria / María José Giménez Micó: La estructura de „La verdad sobre el caso Savolta“ de Eduardo Mendoza / Wolfram Krömer: Asesinos expertos en arte – Sendas novelas de Arturo Pérez-Reverte, Javier Marías y Juan Manuel de Prada / Kathrin Sartingen: El placer de lo escuálido – La construcción de la fábula en „Las cuatro estaciones“ / Elia Barceló: La estructura profunda de „La neblina del ayer“ de Leonardo Padura. Una odisea a ritmo de bolero / Luiz Perez-Simon: Crónica de un tiempo anunciado. La novela negra de Amir Valle y Lorenzo Lunar Cardedo / Vera Elisabeth Gerling: El género de la novela policíaca como superfície y pliegue textual – „La pesquisa“ de Juan José Saer / Clemens A. Franken K.: ?Qué tipo de detective, misterio, análisis y acción caracteriza la novela neopolicial del escritor chileno R. Díaz Eterovic? / Ottmar Ette: ?Quíen mató a Santiago Nasar? Indicios arabamericanos en una crónica de cuatrocientos años de soledad.
Nach Stationen an den Universitäten Bratislava, Graz, Innsbruck, Wien und Salamanca (1996- 2008) ist Dr. Enrique Rodrigues-Moura seit 2009 Lehrkraft für besondere Aufgaben für die Fachrichtung „Iberoromanische Literaturwissenschaft“ am Seminar für Romanische Philologie der Universität Göttingen.
Rodrigues-Moura, Enrique (ed.): Indicios, señales y narraciones. Literatura policíaca en lengua española. 2010, 230 S., Innsbruck University Press (Edited Volume Series), 978-3-902719-42-3, 24,90 Euro.
Thomas Przybilka
Den gesamten Sekundär-Tipp und den Hinweis auf Bezugsmöglichkeiten finden Sie hier.