Geschrieben am 17. Mai 2014 von für Bücher, Crimemag

About Crime Fiction – Pick of the Week N° 21

About Crime Fiction – Pick of the Week N° 21pick hand

– Seit Jahren bibliografiert, archiviert und kommentiert der Ehrenglauser-Preisträger Thomas Przybilka in seinem BoKAS (= Bonner Krimi-Archiv Sekundärliteratur) wissenschaftliche und publizistische Arbeiten aus aller Welt, die sich mit den unendlichen Facetten von Kriminalliteratur befassen. In unregelmäßig regelmäßigen Abständen erscheinen dann seine unschätzbar wertvollen Zusammenfassungen der aktuellen Sekundärliteratur, die jeder zur Kenntnis nehmen muss, der sich auch nur ein bisschen über seine Lieblingsliteratur kundig machen möchte. Ein solcher „Newsletter“ hat leicht einmal 160 bis 200 Seiten; deswegen empfiehlt CrimeMag unregelmäßig ein paar Titel aus dieser Fülle, die uns besonders bemerkenswert erscheinen.

Boris_Dralyuk_Western Crime Fiction Goes EastBoris Dralyuk: Western Crime Fiction Goes East

Mit der Verballhornung „Pinkertonovshchina“ wurden Anfang des 20. Jahrhunderts in Russland Detektivserien aus den USA und Großbritannien bezeichnet. Detektive wie Nat Pinkerton, Nick Carter, Sherlock Holmes oder Ethel King, die in „Dime Novels“ (USA) oder in den britischen Detektiverzählungen ermittelten, fanden auch in Russland eine breite Leserschaft. Boris Dralyuk analysiert in seiner Untersuchung die vorsichtige russische Annäherung an westliche Kriminalliteratur. Gleichzeitig entstand ab 1907 in Russland eine eigene Detektiv- und Kriminalliteratur, die dann später, in den 1920er Jahren, der post-revolutionären Zeit, durch die sogenannte „Red Pinkerton“-Literatur abgelöst wurde. Boris Dralyuks „Western Crime Fiction Goes East“ zeigt die Entwicklung von den „Pinkertonovshchina“ zum sowjet-russischen Realismus in der Mainstream Spannungliteratur der „Red Pinkerton“ und ermöglicht damit dem Leser und Interessenten einen präzisen Blick auf die Entwicklung der sowjet-russischen Populärliteratur.

Inhalt: Introduction / „As Many Street Cops as Corners“. Displacing 1905 in the Pinkertons / A Terrible Venegeance. The „Avenger Detective“ in Russia / Slumming Littératures and Starving Students. The Pinkertons’ Purposrted Authors / The Persistence of Pinkertons. Reception Before and After the Revolution / The Red Pinkerton’s Rise. Bukharin and the Komsomol / How the Mess Was Mended. Marietta Shaginian and Red Pinkertonims / The Novel, the Film, and the Kinoroman. Parody and the Decline of the Red Pinkerton / The Question of Genre and the Pinkertons’ Legacy / Bibliography.

Boris Dralyuk, Ph.D., ist Dozent und Herausgeber der Website „The Black Mask Magazine“. Er veröffentlichte zahlreiche Arbeiten zur russischen, polnischen und amerikanischen Literatur, zugleich arbeitet er als Übersetzer.

Dralyuk, Boris: Western Crime Fiction Goes East. The Russian Pinkerton Craze 1907-1934. 2012, 182 S., zahlreiche Abbildungen, Brill Verlag, 90-04-23310-5 / 978-90-04-23310-2, EURO 99,00.

Pick

Hyunseon_Lee_Mörderinnen. Künstlerische und mediale Inszenierung weiblicher VerbrechenHyunseon Lee / Isabel Maurer Queipo: Mörderinnen. Künstlerische und mediale Inszenierung weiblicher Verbrechen

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der verschiedensten Disziplinen diskutieren in „Mörderinnen“, warum weibliche Verbrechen als Normverletzung wahrgenommen werden, ja geradezu als Verstöße gegen Gendernormen. Und wie soll das „richtige“ Geschlechterverhältnis aussehen? Die vorliegende Untersuchung beschäftigt sich mit der Wahrnehmung von Mörderinnen in Film, Bild, Oper, Literatur und den Massenmedien. Der Bogen der Betrachtungen wird, wie bereits bei den einzelnen Themen, weit gespannt – von der Antike bis zur Gegenwart. Ergänzt werden die hier versammelten Essays mit recht umfangreichen Auflistungen weiterführender Literatur.

Inhalt: Hyunseon Lee & Isabel Maurer Queipo: Einleitung / Vorspann I – Stephan Harbort: Mörderinnen – von der Gatten- bis zur Selbsttötung / Vorspann II – Peter Hies & Christian Lunzer: Alles für die Liebe. Der Fall Violette Nozière

Teil I – Mordszenarien in der Literatur: Heinz-Peter Preußer: Heroinen, Giftmischerinnen und verzweifelte Liebende. Eine kleine Typologie mordender Frauen in Literatur und Film von der Antike bis zur Gegenwart / Hyunseon Lee: Vor Gericht. Kindsmord im Sturm und Drang und Heinrich Leopold Wagners Drama „Die Kindermörderin“ (1776) / Irina Gradinari: Maskerade des Begehrens – Lust- und Sexualmörderinnen in der deutschen Gegenwartsliteratur / Urania Milevski: Vergewaltigung und Vergeltung – Mord als gewaltsame Genese des weiblichen Subjekts – André Brink, Karen Duve, Libuše Moníková.

Teil II – Weibliche Verbrechen im Film: Ruth Neubauer-Petzoldt: Ist ein weiblicher Hannibal Lecter denkbar? Die mediale Inszenierung von (realen) Serienmörderinnen / Andreas Becker: „Lady Snowblood“ (Shurayukihime) und „Lone Wolfe and Cub“ (Kozure Ôkami). Ein Vergleich zwischen weiblicher und männlicher Rache im Manga und in der Filmadaption / Marcus Stiglegger: Whatever Happened to Bette Davis? Die zweite Karriere der Hollywood-Diven im Psychothriller der 1960er Jahre.

Teil III – Undoing Men? Mörderinnen in der Oper: Kadja Grönke: Die mordende Frau auf der Opernbühne – ein Rollenprofil im Spannungsfeld von Ästhetik und Moral / Michael Bastian Weiß: Für eine Philosophie des Mordes. Mit Analysen zum Medea-Komplex im zeitgenössischen Musiktheater.

Teil IV – (Kinds-)Mörderinnen und Massenmedien: Peter Hiess & Christian Lunzer: „Erst die Kinder, nur zur Qual“ – Der Fall Monika Weimar / Kathleen Heft: Kindsmord als Phänomen Ostdeutschlands? – Eine Analyse medialer Diskursverschiebungen / Eva Tolasch: Die gute Mutter im Mörderinnendiskurs – Experten, Leute und Medien über Frieda Schulze und andere Fälle / Peter Hiess & Christian Lunzer: Abspann – „Die zarte Hand des Todes. Wenn Frauen morden …“.

Hyunseon Lee (PD Dr.) ist Dozentin für Germanistik und Medienwissenschaften an der Philosophischen Fakultät der Universität Siegen. Mehr zu ihr.

Isabel Maurer Queipo (Dr. phil., AOR) ist Dozentin für romanische Literatur-, Kultur- und Medienwissenschaften an der Universität Siegen.

Lee, Hyunseon / Maurer Queipo, Isabel (Hg): Mörderinnen. Künstlerische und mediale Inszenierung weiblicher Verbrechen. 2013, 369 S., 23 s/w und 11 farbige Abbildungen, Transcript Verlag (Gender Studies), 3-8376-2358-0 / 978-3-8376-2358-1, EURO 33,99.

Pick

Sigrid_Thielkimg_BeinahekrimisSigrid Thielking/ Jochen Vogt: ‚Beinahekrimis’ – Beinahe Krimis!?

Keine Sparte der Unterhaltungsliteratur war und ist so erfolgreich wie die des Kriminalromans. Sei es als Rätselkrimi, Cozy, Thriller oder in welcher Untergattung auch immer. Berichte über Mord und Totschlag, Raub und Verbrechen hatten seit jeher den größten Stellenwert bei Lesern. Schemaliteratur oder experimentelle Genreversuche fanden und finden ihre Leser und glühenden Anhänger. Der Begriff „Krimi“ ist relativ neu: Die in früheren Zeiten verfassten Werke mit hohem kriminalistischem Einschlag bezeichnet man klassischerweise als „Verbrechensliteratur“ – allein schon, um sich um eine genauere Definition zu solchen Werken drücken zu können, die eben ein solches kriminalistisches Muster aufweisen. Die Herausgeber des vorliegenden Bandes haben daher Aufsätze zu historisch-klassischen wie auch aktuellen Fallbeispielen zu sogenannten „Beinahekrimis“ versammelt. Die BeiträgerInnen sind allesamt bekannt für ihre Publikationen im Bereich Literaturwissenschaft und –geschichte bzw. zur Populärliteratur.

Inhalt: Auftakt: Sigrid Thielking: ‚Beinahekrimis’ – Beinahe Krimis!? / Sarah Michaelis: ‚Beinahekrimi’ und ‚Gattungsvervielfältigung’.
„Avant La Lette“ – (Post-)Avantgard: Sandra Beck: Jenseit der „Rue Morgue“. „Der Neue Pitaval“ und die frühe deutsche Kriminalliteratur / Jochen Vogt: Krimis, Antikrimis, „Gedanken“-Krimis. Wie Friedrich Dürrenmatt sich in ein gering geschätztes Genre einschrieb / Joachim Feldmann: Das Police Procedural als Großstadtroman. Ed McBains „See Them Die“ und Richard Prices „Lush Life“ / Florian Hesse: Das ist alles nur geklaut! Rezeption von Woyzeck in David Peace’ „Tokio, besetzte Stadt“ / Michael Hofmann: Der Mörder hieß Olive. Malerei und osmanisch-europäische Beziehungen in Orhan Pamuks historischem Kriminalroman „Rot ist mein Name“ / Vera Nünning: Genrekonventionen als Interpretationsstrategien. Ian McEwans „Solar“ (2010) als Kriminalroman.

Hermeneutische Orientierung: Martin Rector: Sophokles’ „König Ödipus“ – „tragische Analysis“ oder „Urstoff des Detektorischen“? / Walter Delabar: Clash of medieval cultures / Olga Caspers: Tatort St. Petersburg. Katharsis nach einem Doppelmord in Dostojevskijs „Verbrechen und Strafe“ / Roland Galle: „Der Fremde“ – der nicht heimisch werden darf / Erhard Schütz: Wahre Verbrechen, wahrhaftige Berichte? Über Justizberichterstattung in der Weimarer Republik.

Sigrid Thielking, Prof. Dr., geboren 1956, ist Professorin für Didaktik der deutschen Literatur an der Leibniz Universität Hannover. Forschungs- und Lehrschwerpunkte: Didaktik der Literaturgeschichte , Geschichte der Literaturdidaktik, Populäre Kinderkultur, Medien-, Lese-, Text- und Kulturdidaktik. Narratives Lernen, Lehrbuchanalyse sowie Vorträge, Aufsätze und Buchveröffentlichungen zur Literatur des 18.-20. Jahrhunderts. Vorstand des Zentrums für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur (CGL) der Leibniz Universität Hannover. Mehr zur Autorin.

Jochen Vogt, Prof. Dr., geboren 1943, emeritierter Professor für Germanistik/Literaturwissenschaft und Literaturdidaktik, unterrichtet an der Folkwang-Universität der Künste in Essen und rezensiert aktuelle Kriminalliteratur für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften. Mehr zum Autor.

Sarah Michaelis, geboren 1985, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Seminar der Leibniz Universität Hannover. Forschungs- und Lehrschwerpunkte: Literatur des 17. Jahrhunderts, literarästhetisches Lernen. Mehr zu Sarah Michaelis.

Thielking, Sigrid / Vogt, Jochen [unter Mitarbeit von Sarah Michaelis]: ‚Beinahekrimis’ – Beinahe Krimis!?. 2014, 245 S., Aistesis Verlag (Hannoversche Beiträge zu Kulturvermittlung und Didaktik, Bd. 4), 3-8498-1029-1 / 978-3-8498-1029-0, EURO 24,80.

Thomas Przybilka

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