Geschrieben am 31. Mai 2014 von für Bücher, Crimemag

About Crime Fiction – Pick of the Week N° 22

pick handAbout Crime Fiction – Pick of the Week N° 22

– Seit Jahren bibliografiert, archiviert und kommentiert der Ehrenglauser-Preisträger Thomas Przybilka in seinem BoKAS (= Bonner Krimi-Archiv Sekundärliteratur) wissenschaftliche und publizistische Arbeiten aus aller Welt, die sich mit den unendlichen Facetten von Kriminalliteratur befassen. In unregelmäßig regelmäßigen Abständen erscheinen dann seine unschätzbar wertvollen Zusammenfassungen der aktuellen Sekundärliteratur, die jeder zur Kenntnis nehmen muss, der sich auch nur ein bisschen über seine Lieblingsliteratur kundig machen möchte. Ein solcher „Newsletter“ hat leicht einmal 160 bis 200 Seiten; deswegen empfiehlt CrimeMag unregelmäßig ein paar Titel aus dieser Fülle, die uns besonders bemerkenswert erscheinen.

Giuliana_Pieri_ITalian Crime FictionPieri, Giuliana (Hg): Italian Crime Fiction

Herausgeberin Giuliana Pieri legt mit „Italian Crime Fiction“ die erste englischsprachige Analyse zur italienischen Kriminalliteratur vor. Ausschlaggebend für ihr Projekt „Italian Crime Fiction“ waren drei Konferenzen zu der sie Vorträge beisteuerte (1988, „Cross border policier – the European crime novel“; 2002, „Cultural intesections: noir fiction and film in France and Italy“; 2004, „Murder and mayhem in the ‚Mare Nostrum’: contemporary configurations of Mediterranean detective fiction“). Für die hier veröffentlichenten Essays konnte sie führende britische und amerikanische Wissenschaftler gewinnen, die die Geschichte und Entwicklung der italienischen Krimiszene im Zeitraum von 1930 bis zur Gegenwart betrachten und analysieren. Im Fokus dieser Beiträge werden die Darstellungen von Raum, Geschlecht, Tradition und Politik in der italienischen Kriminalliteratur in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen und der Nachkriegszeit thematisiert. Für Interessierte bietet dieses Werk einen ausgezeichneten Überblick zur italienischen Kriminalliteratur. Es schließt mit einer umfangreichen annotierten Bibliographie der Sekundärliteratur ab (Bücher & Artikel / Magazine / wichtige Websites).

Inhalt: Giuliana Pieri – Introduction / Jane Dunnett – The Emergence of a New Literary Genre in Interwar Italy / Jennifer Burns – Founding Fathers: Giorgio Scerbanenco / Joseph Farrell – Literature and the ‚Giallo’: Gadda, Eco, Tabucchi and Sciascia / Luca Somigli – The Mysteries of Bologna: On Some Trends of the Contemporary ‚Giallo’ / Mark Chu – Crime and the South / Giuliana Pieri & Lucia Rinaldi – Italian Women Crime Writers / Giuliana Pieri – ‚Milano nera’: Representing and Imagining Milan in Italian Noir / Lucia Rinaldi – Annotated Bibliography / Index.

Giuliana Pieri ist Dozentin für Italienisch an der Royal Holloway University of London. Ihr Hauptforschungsgebiet ist die Nachkriegskriminalliteratur Italiens. Unter anderem veröffentlichte sie Monographien zu den Kriminalautoren Scerbanenco, Camilleri, Lucarelli und Fois.

Pieri, Giuliana (Hg): Italian Crime Fiction. 2011, 159 S., University of Wales Press (European Crime Fictions), Hardcover 978-0-7083-2431-8, £ 75,00 / Paperback 978-0-7083-2432-5, £ 24,99

Pick

Dan_Burstein_Die WElt der Lisbeth SalanderDan Burstein, Arne de Keijzer, John-Henri Holmberg: Die Welt der Lisbeth Salander. Die Millennium-Trilogie entschlüsselt

Im August 2005 erscheint in Schweden „Män som hatar kvinnor“ (Männer, die Frauen hassen), die deutsche Übersetzung bekommt den Titel „Verblendung“; im Mai 2006 erscheint „Flickan som lekte med elden“ (Das Mädchen, das mit dem Feuer spielte), für die deutsche Übersetzung wird der griffige Titel „Verdammnis“ gewählt; und im Mai 2007 schließlich erscheint mit „Luftslottet som sprängdes“ (Das Luftschloss, das gesprengt wurde) der dritte Band, auf Deutsch „Vergebung“. Akteurin in allen drei Bänden ist Lisbeth Salander. Der Autor heißt Stieg Larsson, der die Veröffentlichung seines Werkes nicht erleben sollte. Am 9. November 2004 verstirbt Stieg Larsson nach einem Herzinfarkt. Alle drei Bücher, deren Manuskripte Stieg Larsson bereits im April 2004 bei seinem schwedischen Verlag Norstedts eingereicht hatte, werden zu Bestellern und sind weltweit unter dem Begriff „Millennium-Trilogie“ bekannt. Dan Burstein und seine beiden Ko-Herausgeber machen sich in „Die Welt der Lisbeth Salander“ daran, Hintergründe zu diesen weltweit viel gelesenen Bücher zu klären. Steckt Stieg Larsson allein hinter dem Erfolg der Trilogie? Welche Quellen standen dem Autor zur Verfügung? Wer inspirierte ihn zu seiner Heldin Lisbeth Salander? Und wie geht es mit der „Millennium-Trilogie“ weiter? Burstein, Keijzer und Holmberg versicherten sich der Mitarbeit von Journalisten, Krimi- und Romanautoren, Lektoren und sogar des amerkanischen Botschafters in Schweden – alle begaben sich auf die Spurensuche. In „Die Welt der Lisbeth Salander“ erfährt man so gut wie alles über den Autor Stieg Larsson, seine Bücher und seine tätowierte Heldin.

Inhalt: Dan Burstein: Vorwort.

Teil I – Der Mann, der die Welt eroberte. 1. Der Autor, der ins Wespennest stach (Dan Burstein: Die profunde Voraussicht des Stieg Larsson). 2. Warum wir vom tätowierten Mädchen nicht genug bekommen können (Christopher Hitchens: Der Autor, der mit dem Feuer spielte / Laura Miller: Das Mädchen, das die Welt eroberte / Jenny McPhee: Lisbeth Salander, die „Millennium“-Trilogie und meine Mutter / John-Henri Holmberg: Die Romane, die Sie lesen, sind nicht unbedingt die, die Stieg Larsson geschrieben hat. Wie wurden die „Millennium“-Romane lektoriert? Die problematische Übersetzung aus dem Schwedischen ins Englische). 3. Stieg Larsson – Freund und Kollege (Daniel Poohl: Stiegs „Baby“. Die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Zeitschrift „Expo“ – ein Gespräch / Mikael Ekman: Mein Kollege Stieg Larsson – ein Gespräch / Robert Aschberg: „Ich habe ihnen ein Shrimp-Sandwich angeboten“ – ein Gespräch / Anna-Lena Lodenius: Die Rechtsextremisten an den Pranger stellen – ein Gespräch / Eva Gabrielsson in den Medien – Zitatezusammenstellung / Paul De Angelis: In ihren eigenen Worten. Eva Gabrielsson erzählt ihre Geschichte). 4. Die Quellen seiner Fantasie (John-Henri Holmberg: Stieg Larsson und Science-Fiction. Stieg im Fandon – Leben und Erleben eines wahren Trufan. Das Lesen (und gelegentlich auch Schreiben) von Science Fiction / John-Henri Holmberg: Der Mann, der Krimis inhalierte).

Teil II – Das Klima ist kalt, die Nächte sind lang, der Schnaps ist stark, und die Vorhänge sind geschlossen. 5. Die tödliche Anziehungskraft des Nordic Noir (The Economist: Inspektor Norse / Brooks Riley: IKEA Noir / Jordan Foster: Die skandinavische Invasion). 6. Kreise ziehen. Eine Gesprächsrunde mit Schwedens bedeutendsten Krimiautoren (Anders Roslund & Örge Hellström: „Das, wovor Sie sich fürchten, ist bereits passiert – ein Gespräch / Alexander & Alexandra Ahndoril: Lars Kepler. Die Person, die zu Besuch kam und nicht mehr ging – ein Gespräch / Karin Alfredsson: Frauen, Krimis und Schweden … und Sambia … und Vietnam … und Polen … und Indien … und … – ein Gespräch / Veronica von Schenck: „Es ist leichter, über die Frauenquote in Aufsichtsräten zu diskutieren, als über Gewalt gegen Frauen“ – ein Gespräch / Katarina Wennstam: „Kriminalromane sollten beim Lesen gut schmecken, aber einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen“ – ein Gespräch). 7. Ist Schweden das spezifisch Schwedische abhandengekommen? (Andrew Brown: Nun sind wir alle Schweden. Wie die Welt Stieg Larsson eingeholt hat / Karin Alfredsson: „Männer, die Frauen hassen“. Fallstudien, die Larsson beeinflusst haben könnten / Carl Loof: Nazis, Spione und das „Skalpell“ des Krimiautors / Stephen Armstrong: Wir sind nicht wie ABBA und IKEA. Schockierende Tatsachen über Schweden / Ian MacDougall: Der Mann, der den Sozialstaat in die Luft gejagt hat / Mian Lodalen: „Ein dunkles Schweden“). 8. Vertieft in Stieg Larssons Welt (Laura Gordon Kutnick: Stieg Larssons Tod. Die Rätsel in seinen Kriminalromanen / Lizzie Skurnick: Lisbeth Salander ist das Mittel gegen Elizabeth Gilbert / MeraLee Goldman: Die Odyssee einer Leserin). 9. Das vierte Buch (Craig Faustus Buck: Das Mädchen, das mit Larsson spielte / Melissa Silverstein: Vorhang auf für – Lisbeth Salander, Hollywood und den Feminismus / Paul Berger: Noomi gegen Rooney. Rummel im Zelluloiddschungel / Katarina Wennstam: „Keiner hat ihn gefragt, was er davon hält, vor laufender Kamera vergewaltigt zur werden“ – ein Gespräch / John-Henri Holmberg: Lisbeth Salander im Theater / John-Henri Holmberg: Das Rätsel des vierten Buchs).

Teil III – Wie Stieg zu Stieg wurde. Ein intimes Porträt. 10. „Ich kam an in Stockholm mit einem kalten Herbstwind, einer Flasche Wein in meiner Tasche und einer Brille, die vom Regen beschlagen war.“ (John-Henri Holmberg: Die Stieg-Larsson-Story. Das Leben zu Hause. Auf eigenen Beinen – Leben in Umeå. Stieg in Stockholm).

Teil IV – Die Millennium-Akten. 11. Ei Millennium-Büfett (Dan Burstein: Lisbeths moralischer Kompass … Zalatschenko … Fotografisches Gedächtnis … Stieg Larssons Nichte …Das Mädchen mit dem Golfschläger … Kafkas Geist … Millennium-Geist(er) … Lisbeth und Asperger … und noch mehr – Gedanken und Überlegungen nach der Lektüre von Stieg Larssons Trilogie / Dan Burstein: Die moralische Geografie von Stieg Larsson – Gedanken und Überlegungen nach der Lektüre von Stieg Larssons Trilogie / Matthew Barzun: ABBA, IKEA, Volvo … und Larsson – ein Gespräch / Paolo Roberto: Tee mit dem einstmals „drittgefährlichsten Mann Schwedens“ – ein Gespräch / Julie O’Connor: Stieg Larsson. Daten eines Lebens).

Dan Burstein ist mehrfach ausgezeichneter Journalist, Autor erfolgreicher Sachbücher sowie erklärter Dan-Brown-Fan. Er gründete die „Millennium Technology Ventures“ in New York, eine Firma, die in innovative Unternehmensideen investiert. In diesem Buch entschlüsselt er die Wahrheit hinter Dan Browns INFERNO.

Arne de Keijzer war bereits an Dan Bursteins erfolreichen Sachbüchern „Die Wahrheit über den Da-Vinci-Code“, „Die geheime Bruderschaft“ und „Das Geheimnis der Maria Magdalena“ beteiligt. Als Co-Autor hat er zusammen mit Burstein außerdem ein politisches Sachbuch über die aktuellen Entwicklungen in China verfasst.

John-Henri Holmberg ist Autor, Kritiker, Übersetzer und Herausgeber, den Stieg Larsson 1972 als 17-Jähriger auf einem Treffen schwedischer Science-Fiction-Fans kennenlernte. Die beiden blieben Freunde bis zu Larssons Tod.

Burstein, Dan / Keijzer, Arne de / Holmberg, John-Henri: Die Welt der Lisbeth Salander. Die Millennium-Trilogie entschlüsselt. 2012, 623 S., 35 s/w Fotos,1 Übesichtskarte Stockholmer Stadtteil Södermalm, (The Tattooed Girl, Ü.v. Thomas Pfeiffer, Friedrich Pflüger & Ursel Schäfer), Heyne Taschenbuch 40884, 3-453-40884-5 / 978-3-453-40884-5, EURO 9,99. Verlagsinformationen zum Buch.

Pick

untitledCilas Kermedjio: Mongo Beti – Le combattant fatigué. Une biographie intellectuelle

Mongo Beti (eigentlich Alexandre Biyidi Awala) gehört zu den wenigen schwarzafrikanischen Krimi-Autoren, die ins Deutsche übersetzt worden sind. Allerdings liegt von ihm nur ein Kriminalroman vor: „Trop de soleil tue l’amour“ (die deutsche Übersetzung „Sonne Licht Tod“ ist bei metro im Unionsverlag Zürich erschienen), dennoch soll hier im KTS auf ihn hingewiesen werden. Mongo Beti, geboren am 30. Juni 1932 in Akométam, gestorben am 8. Oktober 2001 in Duala, war kamerunischer Schriftsteller und entschiedener Kritiker des Neokolonialismus und des Regimes im damaligen Kamerun. Neben dem oben erwähnten Kriminalroman schrieb Mongo Beti zahlreiche andere Romane, die sich mit der politischen Lage in Kamerun auseinandersetzten. 1959 emegrierte er nach Frankreich, wo er als Lehrer an einem Gymnasium in Rouen unterrichtete. 1994 kehrte er nach seiner Pensionierung nach Yaoundé zurück.

Inhalt: Avant-propos: De la légende au vieu analytique / Introduction / Teil 1: Mongo Beti et sa communauté de pensée (La fatalité historique. La condition allonge / La guérilla permanente / Mongo Beti et sa communauté de pensée / Main Basse Incorporated – Contre-censure, Peuples Noirs – Peuples Africains et Le Messager / Document. Mongo Beti – la noblesse d’un combat). Teil 2: Les Mesaventures du „Brillant élève de l’école coloniale“ (La stratégie de l’expert. La malédiction du coopérant dans la pensée de Mongo Beti / Le mirage du Justicier dans l’imaginaire francophone / Stratégie post-impériale et imaginaire postcolonial. La reddition des anciens combattants) / Conclusion générale / Rouen, 14 Juillet 1991 / Mongo Beti et son temps. Repères chronologiques / Bibliographie.

Cilas Kermedjio ist Professor für Französisch und frankophone Studien an der University of Rochester, wo er das Frederick Douglass Institute for African and African-American Studies leitet.

Kermedjio, Cilas: Mongo Beti – Le combattant fatigué. Une biographie intellectuelle. 2013, 429 S., LIT Verlag (Littératures et cultures francophones hors d’Europe, Bd. 7), 3-643-12034-6 / 978-3-643-12034-2, EURO 44,90. Mehr zu Mongo Beti gibt es hier, hier und hier.

Thomas Przybilka

Zum BoKAS ‒ Bonner Krimi Archiv (Sekundärliteratur)
Zu Thomas Przybilka.

Tags : , , , ,