Geschrieben am 30. August 2014 von für Bücher, Crimemag

About Crime Fiction – Pick of the Week N° 24

pick handAbout Crime Fiction – Pick of the Week N° 24

– Seit Jahren bibliografiert, archiviert und kommentiert der Ehrenglauser-Preisträger Thomas Przybilka in seinem BoKAS (= Bonner Krimi-Archiv Sekundärliteratur) wissenschaftliche und publizistische Arbeiten aus aller Welt, die sich mit den unendlichen Facetten von Kriminalliteratur befassen. In unregelmäßig regelmäßigen Abständen erscheinen dann seine unschätzbar wertvollen Zusammenfassungen der aktuellen Sekundärliteratur, die jeder zur Kenntnis nehmen muss, der sich auch nur ein bisschen über seine Lieblingsliteratur kundig machen möchte. Ein solcher „Newsletter“ hat leicht einmal 160 bis 200 Seiten; deswegen empfiehlt CrimeMag unregelmäßig ein paar Titel aus dieser Fülle, die uns besonders bemerkenswert erscheinen.

 Karin Tuxhorn_Friedrich Dürrenmatt, Friedrich Glauser und die SchweizKarin Tuxhorn: Friedrich Dürrenmatt, Friedrich Glauser und die Schweiz. „La Suisse n’existe pas“ oder „Zur Freiheit verurteilt“?

Karin Tuxhorn befasst sich mit dem Leben und den Kriminalromanen Friedrich Dürrenmatts und Friedrich Glausers. Die Perspektive ist die des Existenzialismus, u.a. mit Sartre und Camus, aber auch die Philosophie Kierkegaards fließt mit ein.

Da Fragen nach juristischem und moralischem Recht, nach Schuld, Wahrheit oder Gerechtigkeit die Werke beider Autoren bestimmen, gehen die Detektive in ihren Ermittlungen teilweise ungewöhnliche und fragwürdige Wege, um dieser Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen. Sie reflektieren über ihr Handeln und sind somit ebenso frei wie verantwortlich. Da sowohl Dürrenmatt als auch Glauser Schweizer sind, wird die Perspektive um die Besonderheiten der Schweiz, geografisch durch den Alpinismus, soziologisch-feministisch durch das Frauenwahlrecht und literarisch durch Schweizer Schriftsteller ergänzt. Auch wird die Geschichte der Kriminal- respektive Detektivromane unter den Aspekten der verschiedenen Stilrichtungen vorgestellt und in einen Zusammenhang mit Friedrich Dürrenmatt und Friedrich Glauser gebracht.

Karin Tuxhorn: Friedrich Dürrenmatt, Friedrich Glauser und die Schweiz. „La Suisse n’existe pas“ oder „Zur Freiheit verurteilt“? 2009. 186 Seiten. Verlag Dr. Kovac (Poetica – Schriften zur Literaturwissenschaft, Bd. 103). 3-8300-4177-2 / 978-3-8300-4177-1, 75,00 Euro. Verlagsinformationen zum Buch.

Pick
John Paul Athanasourelis_Raymond Chandler’s Philip MarloweJohn Paul Athanasourelis: Raymond Chandler’s Philip Marlowe

Wie kein anderer Autor hat Raymond Chandler die amerikanische Kriminalliteratur beeinflusst. Mit der Schaffung seines Privatermittlers Philip Marlowe begann die Blütezeit des Hard-Boiled-Genres. Dem toughen aber auch kompromissbereiten Marlowe, der über ein gutes Gemeinschaftsgefühl verfügte, folgten andere Ermittler, die wesentlich rauer waren und mehr zur Gewalt, zut Teil auch zur Selbstjuztiz neigten. Athanasourelis vergleicht Chandlers Werk mit anderen amerikanischen Krimnalautoren, die Mitte des 20. Jahrhunderts zu den großen Namen des Genres zählten.

Inhalt: Preface / Introduction / Rugged Individualism in Carroll John Daly and Mickey Spillane / Dashiell Hammett – Individualism in Transition / Marlowe as Negotiator / Marlowe and the Police / Marlowe and the Criminals / Ross Macdonald / Cinematic Considerations / Conclusion / Chapter Notes / Works Cited / Index

John Paul Athanasourelis ist Professor für Englisch am Bronx Community College (CUNY). Zurzeit schreibt er selbst einen Kriminalroman.

John Paul Athanasourelis: Raymond Chandler’s Philip Marlowe. The Hard-Boiled Detective Transformed. 2012. 200 Seiten. McFarland. 0-7864-4125-8 / 978-0-7864-4125-7. 40,00 US $. Verlagsinformationen zum Buch.

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Josep M. Planes_los gangsteres de barcelonaJosep M. Planes: Los gánsteres de Barcelona

Die Lektüre des Buches ist unbedingt zu empfehlen. Es handelt von der Verquickung von Politik und Verbrechen, von dem Anarchisten genauso wenig gefeit sind, wie christdemokratische oder sozialdemokratische Politiker. In den unruhigen Zeiten der harten Auseinandersetzungen der 30er Jahre in Barcelona wollte diese Wahrheit mit konkreten Angeben niemand wissen, eine ganze Reihe von Leuten hatten jedoch alles Interesse daran, den Rufer zum Schweigen zu bringen.

Genauso wenig wie stalinistische Agenten waren die Anarchisten Engel, höchstens manchmal Engel des Todes.

Das Buch besteht aus Artikeln, die der Autor in der Zeitung La Publicitat 19334 veröffentlich hat und in denen er die Tagespolitik und die politischen Perspektiven Spaniens analysiert. Eine Einleitung von Marcos Ordñéz mit dem nerudaschen Titel Vida, Fulgor y muerte de Josep María Planes gibt den lebens- und zeitgeschichtlichen Hintergrund: Es entsteht ein Barcelona, jenseits der abgesegneten – und abgedroschenen – Klischees. Es wäre schön, wenn sich ein Verlag entschließen könnte, das Buch auf Deutsch herauszubringen, eventuell ausgestattet mit situierenden Fotos und Dokumenten; aber allein schon den Text allein herauszubringen würde sich lohnen, und zwar nicht nur als Zeitdokument, sondern als konkretes Anschauungsmaterial über das Verhältnis von Politik[ern] und Gewalt. Ob das Buch sich allerdings als Reisehandbuch nach Barcelona etablieren können wird, ist bei der harten ikonoklastischen Tendenz fraglich.

Josep M. Planes: Los gánsteres de Barcelona. Übersetzt von Antonio Guiral Conti. 212 Seiten. Ikusager, Correría 2013. 32, 978-84-89213-272. 20 Euro. [Die katalanische Originalausgabe trug den Titel: Els gánsters de Barcelona]

Thomas Przybilka

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