Geschrieben am 18. April 2015 von für Bücher, Crimemag

About Crime Fiction – Pick of the Week N° 25

pick handAbout Crime Fiction – Pick of the Week N° 25

– Seit Jahren bibliografiert, archiviert und kommentiert der Ehrenglauser-Preisträger Thomas Przybilka in seinem BoKAS (= Bonner Krimi-Archiv Sekundärliteratur) wissenschaftliche und publizistische Arbeiten aus aller Welt, die sich mit den unendlichen Facetten von Kriminalliteratur befassen. In unregelmäßig regelmäßigen Abständen erscheinen dann seine unschätzbar wertvollen Zusammenfassungen der aktuellen Sekundärliteratur, die jeder zur Kenntnis nehmen muss, der sich auch nur ein bisschen über seine Lieblingsliteratur kundig machen möchte. Ein solcher „Newsletter“ hat leicht einmal 160 bis 200 Seiten; deswegen empfiehlt CrimeMag unregelmäßig ein paar Titel aus dieser Fülle, die uns besonders bemerkenswert erscheinen.

William R._Klink_The Hard-Boiled Female Detective NovelWilliam R.: Klink: The Hard-Boiled Female Detective Novel. A Study of a Popular Literary Genre

1977 tauchte zum ersten Mal Marcia Mullers Ermittlerin Sharon McCone in der Kriminalliteratur auf. Mit dem Erscheinen dieser Ermittlerin wurde die „female detective novel“ aus der Taufe gehoben – in Deutschland gerne als „Frauenkrimi“ bezeichnet. Man kann so mit Recht behaupten, dass Marcia Mullers „female detective novel“ die Initialzündung für ein spezielles Subgenre bedeutete. Es folgten Kinsey Millone, die bei Sue Grafton ermittelte und die ebenso berühmte V.I. Warshawski von Sara Paretsky. Diese und die anderen weiblichen Ermittler übernahmen mit überaus großem Erfolg die Rolle zum Beispiel von Philip Marlowe (Raymond Chandler) oder von Dashiell Hammetts Continental Op und anderer männlicher Ermittler. In den 90er Jahren sollte William R. Klink ein Referat bei „Popular Culture“ während der South Annual Conference halten. Klink hatte sich bereits seit Jahren mit dem (amerikanischen) Frauenkrimi beschäftigt, verständlich daher, dass er dieses Thema in den Focus seines Vortrages stellte. Allerdings hatte Klink total übersehen, dass der Umfang seines Vortrages das Zeitlimit und die Geduld seiner Zuhörerschaft mehr als strapazierte. Kurz und gut, William R. Klink brach seinen Vortrag ab, um ihn dann in den folgenden Jahren noch wesentlich ausführlicher auszuarbeiten. Entstanden ist aus diesem ehemaligen Vortrag ein Standardwerk zum amerikanischen Frauenkrimi. In insgesamt vierzehn Kapiteln geht er auf die wichtigsten Vertreterinnen des US-amerikanischen Frauenkrimis ein. Gegliedert ist jedes Kapitel in eine Einführung in das (Gesamt-)Werk der Autorin, die Motivation der Autorin sowie in Porträt der Autorin und ihrer Ermittlerin. Die das Werk abschließende Bibliographie wird dem Thema leider nicht gerecht. Weiterführende Literatur, die zum US-amerikanischen Frauenkrimi vorliegt wird leider nur sehr rar aufgeführt. Einen Großteil dieser Bibliographie macht die Auflistung der Primärliteratur aus.

Inhalt:
Foreword (Lewis D. Moore) / Preface / 1. Introduction / 2. Sue Grafton / 3. Sara Paretsky / 4. Marcia Muller / 5. Linda Barnes / 6. Sandra West Prowell, Edna Buchanan, and Janet Evanovich / 7. Laura Lippman and Valerie Wilson Wesley / 8. Janet Dawson / 9. Jen Banbury / 10. S.J. Rozan / 11. Nancy Bush / 12. Mercedes Lackey / 13. Gemma Halliday / 14. Conclusion / Bibliography / Index.

Dr. William R. Klink war Professor für Sprachen und Literatur am College of Southern Maryland.

William R.: Klink: The Hard-Boiled Female Detective Novel. A Study of a Popular Literary Genre. 2014, 371 S., 4 Grafiken, Vorwort von Lewis D. Moore, Mellen Press, 0-7734-4296-0 / 978-0-7734-4296-2, US $ 249,95.

Pick
Hißnauer_Scherer_Stockinger_Zwischen Serie und WerkChristian Hißnauer, Stefan Scherer, Claudia Stockinger (Hg): Zwischen Serie und Werk. Fernseh- und Gesellschaftsgeschichte im „Tatort“

Durchschnittlich versammeln sich bis zu zehn Millionen Zuschauer jeden Sonntagabend vor dem Fernsehbildschirm, um eine neue Folge von Deutschlands beliebtester Krimireihe zu schauen: Der „Tatort“ ist seit 1970 aus dem Fernsehangebot nicht mehr wegzudenken. Ausschlaggebend dafür ist, dass die „Tatort“-Reihe so konzipiert ist, dass sie alle Altersgruppen und alle gesellschaftlichen Schichten der bundesdeutschen Bevölkerung anspricht. Als die ARD, in Konkurrenz zur ZDF-Reihe „Der Kommissar“, die „Tatort“-Reihe entwickelte, war mehr oder weniger klar, dass nicht nur ein spannender Kriminalfall abgehandelt (werden sollte), sondern dass auch ein Spiegelbild der Gesellschaft bzw. der sozialen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse der Bundesrepublik in dieser Sendereihe transportiert werden sollte. Ein Konzept, das die „Tatort“-Reihe bis heute bestens umzusetzen versteht. Die Herausgeber versammeln in ihrem Buch Beiträge, um dem Leser (und damit wohl auch dem „eingefleischten“ „Tatort“-Zuschauer) die verschiedensten Perspektiven und Ansatzpunkte dieser Kriminalfilmreihe aufzuzeigen. Mit ihrem Sammelband „Zwischen Serie und Werk“ liegt eine grundlegende Analyse dieser Sendereihe vor, die „eine mentalitätsgeschichtliche Argumentation mit fernsehgeschichtlichen und –praktischen Aspekten verknüpft“. „Zwischen Serie und Werk“ ist somit ein Kompendium, welches die verschiedensten Aspekte zusammenführt, ein essayistisches Nachschlagewerk mit hohem Informationsgehalt. Gegliedert ist diese Essaysammlung in drei Teile, jedes Kapitel wird durch umfängliche Literaturverweise und einer Auflistung der im Essay behandelten „Tatort“-Folgen ergänzt.

Inhalt:
Christian Hißnauer / Stefan Scherer / Claudia Stockinger: Einleitung. Zwischen Serie und Werk. Fernseh- und Gesellschaftsgeschichte im „Tatort“.

Teil 1 – Der „Tatort“ als Reflexionsmedium der Zeit- und Gesellschaftgeschichte.
Weber, Thomas: Die kommunikative Figuration der „Tatort“-Reihe und die Darstellung der Protagonisten / Carsten Heinze: Alltagskonstruktionen und soziale Rolle. Eine soziologische Perspektive auf den „Tatort“ / Hendrik Buhl: Zwischen Fakten und Fiktionen. Gesellschaftspolitische Themen in der Krimireihe „Tatort“ / Joan Kristin Bleicher: Der „Tatort“ als Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen am Beispiel der Veränderung von Täterprofilen / Stephan Völlmicke: 40 Jahre Leichenshow-Leichenschau. Die Inszenierung des Todes im „Tatort“ und der soziale Umgang mit Sterben und Tod / Rolf Parr: Vehikel, Charakter-Pendant und Mittel zur Raumerkundung. Das Auto als multifunktionales Strukturelement im „Tatort“.

Teil 2 – Zur Logik des öffentlich-rechtlichen Fernsehkrimis.
Christian Hißnauer: „Stahlnetz“ + „Kommissar“ = „Tatort“? Zur Frühgeschichte bundesdeutscher Krimiserien und –reihen / Melanie Wolber & Stefan Scherer (Interview) & Herausgeber (Fragen): Entscheidungsprozesse in der Redaktion. Interview mit Melanie Wolber, Redakteurin des Lena-Odenthal-„Tatort“ beim SWR / Regina F. Bendix & Christine Hämmerling: Autoren und Rezipienten. Zu einem distanzierten Verhältnis / Andreas Blödorn: Raum als Metapher. Exemplarisches und Exzentrisches am Beispiel des Münster-„Tatort“. Münster als Raum exzessiver Selbstreflexion des „Tatort“-Formats / Thomas Klein: Zwischen Wortwitz und Klamauk. Der „Tatort“ Münster als Dramedy / Tina Welke: Kunde aus dem Osten der vereinigten Republik. Der MDR-„Tatort“ in den Jahren 1992 bis 2007.

Teil 3 – Die filmkünstlerischen Aspekte der spezifischen „Tatort“-Serialität.
Hans Krah: Filmdramaturgie vs. Reihennarration. „Liebe, Sex, Tod“ (1997) und der „Tatort“ der 1990er Jahre / Moritz Baßler: Bewohnbare Strukturen und der Bedeutungswandel des Narrativs. Überlegungen zur Serialität am Gegenwarts-„Tatort“ / Dennis Gräf: Wertevermittlung im „Tatort“. „Die Heilige“ (2010) und der bayerische „Tatort“ / Julika Griem: Zwischen deutschem Gesellschaftsroman und „The Wire“. Das Werk-Potential des „Tatort“ im Kontext internationaler Referenzen.

Christian Hißnauer, Stefan Scherer, Claudia Stockinger (Hg): Zwischen Serie und Werk. Fernseh- und Gesellschaftsgeschichte im „Tatort“. 2014, 414 S., zahlreiche s/w Abbildungen, transcript Verlag (Kultur- und Medientheorie], 3-8376-2459-5 / 978-3-8376-2459-5, 33,99 Euro.

Pick
Àlex Martín Escribà_Rafael Tasis, novel·lista policíacÀlex Martín Escribà: Rafael Tasis, novel·lista policíac

Rafael Tasis (eigentlich Rafael Tasis i Marca), 1906 – 1966, war Kriminalschriftsteller und gilt heute als der Pionier des Genres in katalanischer Sprache. In der Krimiszene wird er oft und gern als „Egar Allan Poe“ des katalanischen Sprachraums bezeichnet. Der Autor war einer der ersten, die das Potential der Kriminalliteratur als Rezeption des gesellschaftlichen und politischen Lebens in seiner Sprachheimat erkannte. Àlex Martín Escribà, Professor für katalanische Sprache, legt mit „Rafael Tasis, novel·lista policíac“ eine ausführliche Untersuchung zum Leben und Werk des Krimiautors und Romanschriftstellers vor. Seine Analyse gliedert er in zwei Teile, zunächst eine Sicht auf das Leben des Autors und eine Werkschau, der zweite Teil beschäftigt sich mit den Ausführungen Tasis‘ zur Theorie der (katalanischen) Kriminalliteratur, die Tasis in zahlreichen Artikeln und Briefen formulierte. Die abschließende Bibliographie der Sekundärliteratur (Bücher und Artikel von und über Tasis) ist überaus umfangreich.

Inhalt:
Teil 1: Rafael Tasis, pioner de la novel·la policíaca a Catalunya / De gèneres I subgèneres – alguns apunts teòrics sobre la novel·la policíaca / Sobre allò que anomenem „Iladres I serenos” – l’autòpsia d’un gènere / Rafael Tasis, novel·lista policíac / Una trilogia policíaca „La Biblia valenciana”, „És hora de plegar”, „Un crim al Paralelo” / Valoracions / Traduir per viure, viure per traduir (Rafael Tasis I les traduccions no acreditades de Georges Simenon; James Bond I Rafael Tasis; Rafael Tasis – un home de “palla”) / El curiós cas d’una adaptació teatral – „Paral·lel 1934” /

Una recuperació ben necessària / Index onomàstic.

Teil 2: Rafael Tasis, teòric del gènere („Notes sobre la novel·la policíaca” 1947; „Punt de vista català sobre la novel·la policíaca americana“ 1953; „Ètica i estètica de la novel·la policíaca“ – Notes per a un llibre que mai no escriuré – 1957; „Denfensa i il-lustració d’aquest llibre – i d’un gènere literari –“ 1960; „Enquesta: la novel·la policíaca a Catalunya“ 1961) / Epistolari i ressenyes policíaques / La Ilista „negra i policíaca“ de Rafael Tasis / „El diari de l’assassí“ / Bibliografia consultada / Agraïments.

Àlex Martín Escribà, geboren 1974 in Barcelona, ist Professor für katalanische Sprache und Literatur und Co-Direktor des „Congrés de Novel·la i Cinema Negra“ an der Universität von Salamanca. Er ist Autor diverser Veröffentlichungen und Buchpublikationen zur katalanischen Kriminalliteratur („Catalana i criminal“, „La cua de palla. Retrat en groc“), zudem Herausgeber der Reihe „crims.cat“ des Verlages Alrevés.

Àlex Martín Escribà: Rafael Tasis, novel·lista policíac. 2015, 213 S., 1 s/w Foto, Editorial Alrevés, 978-84-15900-90-0, ca. 16,00 Euro.

Thomas Przybilka

Zum BoKASBonner Krimi Archiv (Sekundärliteratur)
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