Geschrieben am 10. April 2010 von für Bücher, Crimemag

Bronwyn Parry: Schwarze Dornen

Outback oder Obermain

Nur der Schauplatz macht´s noch lange nicht. Auch Australien bringt nicht nur Garry Dishers hervor, sondern auch manch Überflüssiges. Findet Max Annas

Auch wenn die Handlung von Bronwyn Parrys Erstling mit dem Mord an einem kleinen Mädchen beginnt, ist Schwarze Dornen gar kein Krimi. Man kann das Genre ja für alles Mögliche gebrauchen, das ist ja sogar das Reizvolle daran, aber die australische Autorin nutzt es nicht. Sie ist weder an der Aufklärung des erwähnten Mordes interessiert noch an dem Ort Dungirri. Die Geschichte, die Parry im Outback angesiedelt hat, könnte genauso gut im Bergischen Land oder am Obermain spielen.

Eine verstörte Polizistin und ein selbstsicherer Polizist versuchen, ein entführtes Mädchen zu finden. Sie ist nicht das erste Opfer, denn schon zwei Mädchen sind tot und mit einem Loch im Kopf aufgefunden worden. „Romantic“ nennt man den Ansatz der Autorin, dass Polizistin und Polizist – die Perspektive wechselt alle paar Seiten – sich in erster Linie fragen, ob Kollege und Kollegin wohl gut im Bett sind. Das gipfelt in einer lustigen Szene, wenn der Polizist die Polizistin vor einer Kugel rettet. Die hat schon eine Fensterscheibe durchschlagen und ist auf dem Weg, der Frau das Leben zu rauben. Der Polizist aber wirft sich mutig auf die Polizistin, die den Schuss immerhin noch abkriegt. Schließlich liegt er auf der blutenden Frau, nur um zu entdecken, dass sie sich gut anfühlt.

Zwischendurch sterben ein paar Leute; die Polizistin löst den Fall, in dem sie ein altes Foto anschaut; plötzlich ist ihr nämlich alles klar, intuitiv; und am Ende wird noch ein bisschen gestorben, um weiterhin den Eindruck aufrecht zu erhalten, es ginge um etwas anderes als die Zusammenführung von Protagonistin und Protagonist. Ob sich die beiden am Ende wirklich kriegen? Das soll hier natürlich nicht verraten werden. Das würde ja die ganze Spannung nehmen.

Max Annas

Bronwyn Parry: Schwarze Dornen (As Darkness Falls, 2007). Roman.
Aus dem Englischen von Carsten Mayer.
München: Blanvalet 2010. 384 Seiten. 14,95 Euro.

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