Heute öffnet sich Carlos und wir erfahren, wo er herkommt, wer er ist:
Jetzt,
da Weihnachten langsam verirrlichtet, die letzten Böller die letzten Spätertaubten in die Rente schießen, könnte man ja mal wieder feiern, schließlich feiert die entfesselte Jugend ohnehin immer.
Wenn wir CultMagler uns zu einer Festlichkeit zusammenfinden sollten, schlage ich folgenden Speiseplan vor:
- Morgens um 6 Uhr gibt es schon einen Frühkaffee mit frischem Gebäck.
- Um 8 Uhr ist eigentliches Frühstück mit 3–4 Gängen.
- Um 10 Uhr gibt es Bouillon zu trinken.
- Um 12 Uhr – 1 Uhr ist Mittagessen mit wie vielerlei Speisen kalt und warm.
- Um 1 ½ 4 Uhr gibt es Kaffee und Tee mit vielerlei feinem Kuchen.
- Um 6 Uhr – 7 Uhr ist die Hauptmahlzeit vom Tage, da kann man nicht überschauen, was da es alles gibt an guten Sachen.
- Um 9 Uhr abends gibt es nochmals belegte feine Brötchen mit Tee.
Wer ist Klaus Kusanowsky?,
fragt Klaus Kusanowsky eingangs seines Jahrhundertblogs, da kann ich antworten mit:
Wer ist Carlo Schäfer?
Er ist u.a. Enkel der Paula Schäfer, einer voluminösen kurpfälzer Diakonisse.
Meine Oma war sehr fromm, sie starb 1983 in ihrem neunundachtzigsten Erdenjahr, hätte sie jemals einen meiner Krimis gelesen, sie hätte sich aus dem Fenster gestürzt, um an meiner statt in der Hölle zu schmoren. Auch war sie eine Pionierin des Herzschrittmachers. Diese metronomgroße Maschine durfte ich als Büblein in ihrer gewaltigen Büste ertasten, zu Beginn der Pubertät war damit in beiderseitigem Einvernehmen Schluss.
Noch ungewöhnlicher waren aber ihre jungen Jahre, folgte sie doch aus dem Flecken Altlußheim meinem Großvater Karl 1927 als Missionarsfrau nach Indien. Und heute ist mir einer ihrer Briefe, die sie während der monatelangen Überfahrt an ihre Familie geschrieben hat, in die Hände gefallen, genauer gesagt der vom
3. Oktober abends. Jetzt nur noch 3 ½ Tage auf der See, und wir dürfen aussteigen. Wie wollen wir froh sein darum. Aber gottlob ist das Kind immer recht munter, und will’s Gott, wird es die Reise noch bis zum Ende gut überstehen. Heute Abend ist oben auf dem Deck ein großer Ball mit Masken und Kostümen jeglicher Art. Wir schafften uns davon, denn das verrückte Zeug gehört nur in die Faschingszeit. Die Seeleute, die Diener haben ja fast Unmenschliches zu leisten. Es ist ganz unsagbar, wie lange, wie viel sie arbeiten müssen. Und man denke sich diese Tafelei. Es ist für uns bescheidene Leutchen geradezu ein Festessen, jede Mahlzeit.
Morgens um 6 Uhr gibt es schon oben auf Deck einen Frühkaffee mit frischem Gebäck.
Um 8 Uhr ist eigentliches Frühstück mit 3–4 Gängen.
Um 10 Uhr gibt es auf Deck Bouillon zu trinken.
Um 12 Uhr – 1 Uhr ist Mittagessen mit wie vielerlei Speisen kalt und warm.
Um 1 ½ 4 Uhr gibt es auf Deck Kaffee und Tee mit vielerlei feinem Kuchen.
Um 6 Uhr – 7 Uhr ist die Hauptmahlzeit vom Tage, da kann man nicht überschauen, was da es alles gibt an guten Sachen.Um 9 Uhr abends gibt es nochmals auf Deck belegte feine Brötchen mit Tee. Dann ist endlich Schluß mit der Fütterung! Die Köche, die Konditoren, die Bäcker, die Metzger haben Unsagbares zu leisten. Ich möchte diese Männer nicht sein. Und nicht zuletzt haben die Diener ihr gut Teil von früh bis spät. Gute Nacht Ihr Lieben, schlaft recht wohl, bei uns ist’s zu heiß dazu.
Wir ahnen: Dass wir so viel mehr essen als die Alten, kann nicht durchgängig stimmen.
Und ich muss sagen, dafür, dass meine Oma nur eine basale Schulbildung hatte, konnte die ganz gut schreiben, einen Roman, einen Krimi, ich läs’ ihn gerne!
„Das Kind“ war übrigens mein Onkel Theo, der später als Vizebischof von Baden als wohl weltweit einziger kirchlicher Würdenträger statt eines Kruzifixes einen Hampelmann im Büro hängen hatte.
„Lieber zehn Jahre früher sterben, als Schwarzbrot essen!“, war einer seiner Wahlsprüche. Das mit dem Sterben hat dann leider hingehauen.
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„Im Lauf ihrer Entwicklung hatte die moderne Gesellschaft gelernt, auf Unruhe und Störung von Stimmungen durch ihre Funktionalisierung zu reagieren, indem sie die Abläufe entwickelte, die ihre Zuständigkeit für die Betreuung von Stimmungsstörungen erklärten.“
Klaus Kusanowsky
„Aber vor allem, es ist auch sehr interessant gewesen.“
Paula Schäfer
Carlo Schäfer
Hier gibt’s mehr von und über Carlo Schäfer.