Geschrieben am 17. Oktober 2009 von für Bücher, Crimemag

Georg Haderer: Schäfers Qualen

Von Einbetonierten und Gekreuzigten

Georg Haderer verortet sein Debüt in Kitzbühel, wo ein Serienmörder das Image des Nobel-Skiortes zu gefährden droht. Mal wieder Serienmord also, verpackt in einer einigermaßen soliden, flüssig erzählten Geschichte. Frank Rumpel ist leidlich zufrieden …

Eine Mordserie erschüttert den österreichischen Nobel-Skiort Kitzbühel. Ein Opfer wird bewusstlos geschlagen und an ein Gipfelkreuz gebunden, ein anderes einbetoniert, ein drittes gezwungen, sich vom Kirchturm zu stürzen. So ein paar Tote sind freilich schlecht fürs Image, weshalb für die Ermittlungen Major Johannes Schäfer aus Wien in die Berge geschickt wird, denn Mord in Tirol, herrscht ihn sein Vorgesetzter an, „das geht doch nicht“. Schäfer kennt sich in Kitzbühel aus. Er kommt von dort, hat aber wenig Lust, sich den Gespenstern der Vergangenheit zu stellen, die er recht gut verdrängt zu haben glaubte. Er steigt im Vier-Sterne-Hotel ab und ermittelt reichlich chaotisch und planlos. Es sieht so aus, als hätten sich die Ermordeten von früher her gekannt. Sie alle teilten ein Geheimnis, das sie gut vergraben glaubten. Damals war auch eine Randfigur der RAF in Kitzbühel untergetaucht.

Serienmorde und dann auch noch solche mit Botschaft sind ja gemeinhin etwas dröger Stoff, weil ihnen stets etwas hoch Artifizielles anhaftet, zumal sie in den vergangenen Jahren massenhaft literarisch bemüht wurden. Das ist in der Regel weder spannend noch ernst zu nehmen. Und genau da liegt das Dilemma von Georg Haderers Debütroman. Spannend und durchaus tiefgründig soll er schon sein, ganz ernst nehmen soll man ihn allerdings auch nicht.

Morde & Schweinsbraten …

Sein Polizei-Major hat einen Hang zur Melancholie, ist ein Grübler, der gerne mal zur Flasche greift. Seine Ermittlungsmethoden sind eher unkonventionell und machen im Ergebnis, das auf sich warten lässt, einen ziemlich zerfahrenen Eindruck. Schäfer nimmt sich Zeit, für einen Schweinsbraten im Pfarrhaus oder ein Besäufnis mit einem Verdächtigen. Er verlässt sich weniger auf einen Plan, denn auf sein Gefühl. Das allerdings ist in diesen Tagen nicht eben ein guter Berater. Den Besuch bei den Eltern schiebt er gleichwohl auf, wie den, bei der ehemaligen Geliebten.

Das ist nun alles nicht neu: Ein Ermittler, der so seine Schwierigkeiten mit dem Leben, der Welt und seinem Job hat und ein Mörder, der dem Ermittler durch seine Morde Hinweise hinterlässt, der ihm was sagen will und man fragt sich, warum geht er nicht einfach hin und sagt es ihm. Wäre für alle Beteiligten einfacher, hätte aufgeschrieben aber eben deutlich weniger Effekt.

Dennoch ist Schäfers Qualen unterm Strich ein flüssig erzählter Roman mit einem durchaus soliden Plot, etlichen gelungenen Szenen und einigem Lokalkolorit, wobei der Autor dankenswerterweise auf regionale Stereotype verzichtet. Haderer, der in Kitzbühel aufwuchs und als Werbetexter in Wien lebt, kann ohne Zweifel schreiben. Bleibt zu hoffen, dass er seinen Major Schäfer im nächsten Fall noch etwas genauer konturiert und ihn doch etwas abseits des diesmal verwendeten Musters ermitteln lässt.

Frank Rumpel

Georg Haderer: Schäfers Qualen. Roman.
Innsbruck: Haymon Verlag 2009. 269 Seiten. 17,90 Euro.