Fight fire with fire
Eine toughe Frau führt Rachefeldzug gegen feindliche Männerwelt
1991 mischte die Engländerin Helen Zahavi den Literaturbetrieb gehörig auf: Ihr Roman „Schmutziges Wochenende“ schildert recht drastisch den Vernichtungsfeldzug einer Frau gegen die feindliche Männerwelt. Insbesondere diese Männerwelt war nicht allzu begeistert vom Tonfall des Romans, was vor allem daran liegen dürfte, dass Männer hier nicht allzu gut wegkommen (um ehrlich zu sein, kommen sie gar nicht mehr „weg“, wenn sie an Bella, die Heldin des Romans geraten sind).
Nach „True Romance“ (deutscher Titel „Dirty Games“ !!) kehrt Zahavi wieder zu ihrem Thema, der Rache, zurück. Zentrale Personen des Romans sind die mysteriöse Einzelgängerin Donna, deren Vergangenheit weitgehend im Dunkeln bleibt, sowie Henry, genannt der Fettsack. Henry ist eine große Nummer in der kleinkriminellen Szene, nicht ganz Mafiapate, aber guter Mittelstand im Geschäftsbereich „räuberische Erpressung, Körperverletzung und Mord“.
Zahavi lässt diese beiden Charaktere aufeinandertreffen und ein gefährliches Katz- und Mausspiel beginnen. Die Motivation beider ist ebenso unklar wie unwichtig in diesem Karussell von Macht und Gewalt. Donna, die ständig auf der Verliererseite stand, glaubt gegen Henry und seine Schläger etwas ausrichten zu können. Doch für einen vorübergehenden Triumph muss sie bitter zahlen.
Zahavis neuer Roman knüpft von den sprachlichen Mitteln her an das „schmutzige Wochenende“ an. Auch die neue Übersetzerin trifft sicher diesen Erzählton, der mit zynischen Kommentaren nicht spart und bei steigendem Tempo genüsslich die Spirale der Gewalt höher dreht. Donna ist zwar als Charakter weniger überzeugend als Bella, dennoch kommt der Leser nicht umhin, mit ihr mitzufiebern.
Frank Schorneck
Helen Zahavi: Donna und der Fettsack. Deutsch von Anke Caroline Burger. Unionsverlag, 247 S., 16,90 DM