Geschrieben am 28. August 2013 von für Bücher, Litmag, Porträts / Interviews

Im Video-Interview: Barbara Beuys

Beuys_23996_MR.indd„Ein zentrales Stück deutsch-niederländischer Geschichte“

– Selbst Justin Bieber nahm sich auf seiner Europatournee die Zeit, das Amsterdamer Versteck von Anne Frank zu besuchen (und einen recht unbescheidenen Eintrag im Gästebuch zu hinterlassen). Ihr Tagebuch vermittelt wie kein anderes Buch ein Gefühl und ein Bild für das Leben der untergetauchten Juden im Nationalsozialismus. Und doch war Anne Franks Schicksal nicht in jeder Hinsicht exemplarisch.

Barbara Beuys hat sich in „Leben mit dem Feind“ mit der Judenverfolgung in Amsterdam beschäftigt, wo die deutschen Besatzer in gewisser Weise einen Sonderweg beschritten. Die Niederlande und vor allem Amsterdam, seit den Zeiten der Inquisition Freihafen und Schutzraum für Juden aus ganz Europa, verdanken ihren jüdischen Bürgern internationale Handelsverbindungen, den Diamantenhandel und geistige Bereicherung wie den Philosophen Spinoza. Juden konnten seit dem Mittelalter in der toleranten niederländischen Hauptstadt auf Sicherheit und Anerkennung rechnen und in alle Gesellschaftsschichten aufsteigen.

Barbara Beuys beschreibt, dass für Amsterdamer aller Konfessionen Antisemitismus und Verfolgung schlichtweg undenkbar war. Erst nach zwei Jahren deutschen Besatzung kam für die meisten das jähe Erwachen. In den Niederlanden überlebten 75 Prozent der Juden den Holocaust nicht. Die “Interview Lounge”-Mitarbeiterin Britta Behrendt traf die Autorin bei ihrem niederländischen Herausgeber Cossee und hat sich über ihr bewegendes Porträt der Stadt Amsterdam in den Jahren 1940-45 unterhalten.

Britta Behrendt, Interview-Lounge

Barbara Beuys: Leben mit dem Feind. Amsterdam unter deutscher Besatzung 1940-1945. Hanser Verlag 2012. 384 Seiten. 24,90 Euro.

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