Geschrieben am 4. April 2009 von für Bücher, Crimemag

Markku Ropponen: Finnischer Mittsommer

Strategisch verteilte Leichen

Hierzulande konnte der finnische Autor Markku Ropponen noch nicht so recht Fuß fassen. 1997 erschien sein Roman Ein Mann verschwindet im Regen. Zwölf Jahre später bringt nun der Piper-Verlag Ropponens Reihe um den Detektiv Otto Kuhala auf den Markt. Der erste Teil zeigt gute Ansätze. Bleibt abzuwarten, ob die Folgebände dieses Versprechen einlösen können. Frank Rumpel ist eher optimistisch.

Sehr schön ist, dass es Autoren doch immer wieder gelingt, eigenwillige und gleichzeitig stimmige Detektivfiguren zu erfinden, die sich im Wust der zahlreichen Kollegen zumindest behaupten können. Markku Ropponens Ermittler Otto Kuhala, ein Riese, der sich als Haustiere zwei Geckos namens Inkeri und Hytönen hält, ist so einer, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussehen mag. Denn gezeichnet ist dieser Kuhala absolut klassisch, sozusagen mit den Konsens-Eckdaten für Detektive: Ex-Polizist, hat sich von seiner Frau getrennt, lebt im Büro und trinkt gerne Whiskey. Ropponen schafft es ohne Weiteres, aus seinem Otto Kuhala trotz dieses stereotypen Ballastes eine glaubhafte Figur zu machen.

Kuhala soll für die Ex des durch windige Geschäfte reich gewordenen Millionärs Viktor Bister ein paar Habseligkeiten bei ihm abholen. Noch während er dort ist, wird Bister erstochen, so dass auch Kuhala zunächst zu den Verdächtigen zählt. Als er später nochmals in die Villa einsteigt, um nach Spuren zu suchen, findet er Hinweise darauf, dass Bister in Drogengeschäfte verwickelt sein könnte. Derweil steckt jemand das Haus in Brand. Kuhala kann nur mit Mühe entkommen. Der Detektiv hat aber noch einen zweiten Auftrag. Er soll ein verschwundenes Mädchen finden. Tut er auch. Allerdings lebt sie nicht mehr. Ganz klar, dass alles irgendwie zusammenhängen muss. Währenddessen erlebt der in die Jahre gekommene Kuhala seinen zweiten Frühling. Er verliebt sich in die Kriminalkommissarin Annukka Maaheimo und täte eigentlich nichts lieber, als mit ihr den Sommer zu genießen.

Schwarzhumorig …

Nun hat Ropponen einen ausgeprägten Sinn für die schrägen Seiten des Daseins. Sein Humor ist schwarz und trocken. Weil das verschwundene Mädchen zuletzt auf dem Fahrrad gesehen wurde, macht sich Kuhala – das Wetter passt und zudem steht ja der längste Tag des Jahres an – mit dem Fahrrad auf die Suche. Auf einer Mittsommerparty wird es ihm geklaut. Er setzt dem Dieb mit einem geliehenen Drahtesel nach, verfolgt ihn über 15 Kilometer weit durch den Wald, um am Ende in einer Sandgrube die Leiche des Mädchens zu entdecken.

Ropponen erzählt seinen, im südfinnischen Jyväskylä spielenden Roman mit einer gewissen Beiläufigkeit. Die Geschichte ruckelt so vor sich hin und die Toten scheinen strategisch verteilt, um die Leser bei der Stange zu halten. Spannung will da nicht so recht aufkommen. Die Ermittlungen treten auf der Stelle, es gibt zwei Verdächtige, aber keine Beweise und während man so lesend auf das Ende zusteuert, ahnt man schon, dass die Entwirrung dieses reichlich beliebig scheinenden Knäuels mit seinen ausgelegten Fäden, die da etwas zögerlich in Richtung sexuellen Missbrauch und Drogenhandel weisen, nur lau sein kann.

… und hinterhältig

Alles in allem ein nicht ganz ungetrübtes Lesevergnügen, ein Buch für Finnland-Fans, könnte man sagen, die sich von einer reichlich dünnen Kriminalgeschichte und einer gelegentlich etwas holprig wirkenden Übersetzung nicht abschrecken lassen, weil ihnen sowieso die Bilder von Land und Leuten wichtiger sind. Die kommen mit diesem Buch auf ihre Kosten, wer hinterhältigen Witz und ungewöhnliche Vergleiche schätzt, freilich auch. Denn ein Gutteil der Charaktere in dem Roman ist pointiert gezeichnet und einige Kapitel würden ohne weiteres auch als Kurzgeschichten taugen. Eine Chance sollte man Markku Ropponen mit einem der bisher sechs Folgebände um Detektiv Otto Kuhala deshalb schon noch geben, denn über weite Strecken unterhält er gut.

Frank Rumpel

Markku Ropponen: Finnischer Mittsommer. (Kuhala ja musta juhannus, 2003). Roman. Aus dem Finnischen von Stefan Moster. München: Piper Verlag 2009. 334 Seiten. 14.90 Euro.