Jazz in Zeiten des Wahlbetrugs
Mongo Beti ist nicht nur der bislang einzige wirkliche Exot in der ut metro-Reihe, er ist auch derjenige mit dem deutlichsten politischen Anspruch in seiner Literatur. Sein Roman „Sonne Liebe Tod“ ist nur peripher ein „Spannungsroman“. Der Autor ist vielmehr eine politische Stimme aus dem uns in vieler Hinsicht so fernen Kamerun. Und er hat eine eigene Sprache gefunden, eine Sprache, die radikal mit europäischen Erzählgewohnheiten bricht, die sich einen eigenen Rhythmus durch die Geschichte bahnt und den Leser fordert. Der Leser muss sich einlassen auf diese Sprache, sich anfangs sogar regelrecht hineinarbeiten in das Geflecht der Personen und Beziehungen.
Wenn in einem afrikanischen Land (man mag ob der Herkunft des Autors auf Kamerun schließen, aber es kann auch ein beliebiges anderes sein) Wahlkampf betrieben wird, dann wird die Silbe „Kampf“ nicht selten sehr ernst genommen. Wenn dann ein Journalist ein wenig zu neugierig ist, kann es vorkommen, dass er mit reichlich Ärger rechnen muss. So geschieht es hier mit Zam, einem Jazzfan, der zu Beginn des Romans seinen Jazz-CDs nachtrauert, die ihm gestohlen wurden. Doch der Verlust der CDs ist bloß der Anfang einer Kette von Ereignissen, mit denen Zam sich konfrontiert sieht. Eine Leiche wird in seiner Wohnung entdeckt, seine Geliebte, mit der er sich anfangs deftige Wortgefechte liefert, wird entführt. Sein Leben ist in Gefahr und die Polizei mit Sicherheit nicht die richtige Adresse, um dort nach Schutz zu suchen. Einzig Zams Freund Eddie, ein schlitzohriger Anwalt, scheint eine verlässliche Größe im Kampf Davids gegen Goliath.
Mongo Beti öffnet uns mit diesem Roman ein Fenster in eine faszinierende fremde Welt fernab aller Safari-Klischees und zeigt, dass man auch politisch ambitionierte Literatur mit Spannung und Humor würzen kann.
Von Frank Schorneck
Mongo Beti: Sonne Liebe Tod. Deutsch von Stefan Linster. Ut metro, 247 Seiten, 16,90 DM